Ankara droht Österreich - aus der türkischen Zeitung Radikal

10.03.2005

von Aug und Ohr

Die türkische Zeitung Radikal macht sich am 27. 2. 2005 zum Sprachrohr der türkischen Diktatur. Es wird berichtet, dass dem österreichischen Botschafter Marius Calligaris der Zutritt zu Sandra Bakutz im Gefängnis von Gebze verweigert wurde. Dies sei auf Anweisung der Generalstaatsanwaltschaft in Istanbul erfolgt. Ein Besuch Calligaris´ bei Bakutz verstoße gegen das türkische Gesetz.

Dies sei, laut Radikal, eine "Warnung Ankaras an Österreich".

In dem Artikel wird weiters das Protestschreiben der Grünen-Sprecherin Ulrike Lunacek erwähnt, das sie an den türkischen Botschafter in Wien gerichtet hat, und im selben Zusammenhang werden Aufrufe zur Freilassung Sandras erwähnt, die im Internet veröffentlicht wurden.

Dies sei eine "Aktion gegen die Türkei" formuliert das Chauvinistenblatt. "Unterlaßt es, gegen internationale Abkommen zu verstoßen": mit der an Österreichs Adresse gerichteten Drohung fasst Radikal die Affäre zusammen, die es selbst im selben Artikel als "diplomatischen Konflikt" bezeichnet.

"Neben anderen" hätten "DHKC-Sympathisanten" sich bei diesen Internetaktionen engagiert, das heißt im Klartext der offiziellen türkischen Politik: Terroristenfreunde oder Terroristen.

Ebenso wie die Menschenrechtsorganisationen, Journalisten und Angehörigen von politischen Gefangenen, deren Prozeß Sandra Bakutz beobachten wollte, werden nun auch weitere ausländische Kritiker der Inhaftierung Sandras zu Terroristen erklärt.

Die "DHKP-C-Sympathisanten", also aus türkischer Sicht Terroristen, hätten, so formuliert Radikal weiter, "bei allen ihren Unternehmungen Unterstützung bei der Grünen Partei" gefunden.

Das ist zwar schlecht recherchiert; aber darüber hinaus bedeutet es, dass alle Initiativen – die ja von Terroristen kommen – von der Grünen Partei unterstützt werden. Die Grüne Partei unterstützt also die Belange der Terroristen. Damit werden von der türkischen Regierung und ihren Medien die österreichischen Grünen zu Terroristen gemacht.

Das ist die Logik einer Diktatur, die keinen zivilen Widerstand duldet und der sich die österreichische Außenministerin willig beugt.

Jetzt weiß man, warum Frau Plassnik ihr eisiges Schweigen wahrt, sie möchte nicht als Terroristin gelten.