Abgereichertes Uran

28.01.2001

Wien, 28/01/01

Abgereichertes Uran


Der Irak

Der massivste chemonukleare Krieg hat bisher gegen den Irak stattgefunden, und er findet weiter statt. Es wurden nach Angaben des AEPI (Army Environmental Policy Institute, Umweltpolitisches Heeresinstitut der US Army) 940.000 DU-Geschoße zu 25 mm und 30 mm und 14.000 mit einem Kaliber 120 oder 120 mm verschossen. Das bedeutet: 300 Tonnen abgereichertes Uran. Betroffen wurden davon auch Gebiete Saudiarabiens und Kuwaits. Das chemonuklare Heer vergiftet also auch seine Satellitenstaaten.

Die Gesamtmasse von Bomben und Geschossen unterschiedlichster Art, die allein im Jahre 1991 auf das Land losgelassen wurden, beläuft sich auf 95.000 Tonnen. Wie weithin von der österreichischen Zensur verschwiegen, ging der Krieg besonders ab 1998 und in den darauffolgenden Jahren weiter: 135.000 Tonnen ist die Gesamtzahl, die inzwischen erreicht wurde

Zu den 36.000 Irakern die kurz vor Kriegsende in der zwischen dem Irak und Kuwait liegenden Wüste und insbesondere an der Verbindungsstraße zwischen Kuwait City und Basra getötet wurden, gesellt sich die entweder durch die Auswirkungen von Abgereichertem Uran (Depleted Uranium, DU) oder durch kombinierte Ursachen bewirkte ständig zunehmende Anzahl von Kranken und Toten, es sind hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Der Ausbruch der Krankheit kann im Fall von DU-Vergiftung bis zu 50 Jahre auf sich warten lassen, die derzeitigen Zahlen sind erst der Anfang.

Die Auswirkungen von DU erstrecken sich auf eine Dauer von bis zu 4.3 Milliarden Jahren, sind also nie mehr wieder rückgängig zu machen. Auf dem gesamten irakischen Territorium, sind die Gewässer, die Luft, die Vegetation und die Tiere bereits schwer vergiftet. Und was die Menschen betrifft, so schnellen die Erkrankungen und die Todesfälle mit unglaublicher Geschwindigkeit in die Höhe: in einigen Dörfern des südlichen Irak (der am stärksten betroffen ist, und der ununterbrochen weiter bombardiert wird), wie Al Qadiyah und Al Muthana wurde ein Anstieg der Krebs- und Leukämieerkrankungen um Prozentsätze zwischen 180% und 350% festgestellt. Dort, im Herzen dieser wunderbaren alten Kultur, ist nur mehr Tod zu finden.

Friendly fire heißt Beschuß durch die eigenen Truppen. DU ist ein friendly fire großen Stils. Am 18. 1. berichtete die Tageszeitung Al Watan aus Kuwait, daß ganz in der Nähe des sogenannten Texaco Camps, einer Sportanlage für die Angestellten der Ölfirma, an fünf nebeneinander liegenden Orten eine erhebliche Vergiftung der Umwelt und der Pflanzen festgestellt wurde.

Anfragen, die über die Kanäle der offiziellen Politik laufen, wurden in den vergangenen Jahren mit eiskaltem Schweigen beantwortet. Nur zwei Beispiele von vielen. Francesco de Notaris, ehedem Mitglied des Verteidigungsausschusses des italienischen Senats, hat bereits am 26. April 1995, zusammen mit Senator Giallo an den italienischen Verteidigungsminister vier Fragen gestellt, nämlich ob DU-Munition auch von den italienischen Streitkräften verwendet wurden, ob die US-Streitkräfte in Italien über solche Munition verfügen, ob in Italien von NATO-Mitgliedsländern Übungen mit DU-Munition durchgeführt wurden und schließlich, was die italienische Regierung beabsichtige, um, im Falle eines tatsächlichen Einsatzes von DU-Munition, alles daranzusetzen, einen neuen Typ von chemonuklearen Krieg zu verhindern.

Francesco de Notaris und die Mitunterzeichner haben auf diese Anfrage nie eine Antwort bekommen. Zum Zeitpunkt dieser Anfrage hatte der DU-Krieg gegen Bosnien kaum noch begonnen: gegen Sarajevo waren erst zwei DU-Attacken gestartet worden, alle 6 weiteren gegen Sarajevo, die 4 gegen Hans Pijesak und insgesamt 7 gegen Hadzici (15 km von Sarajevo) sollten erst bevorstehen. Einer der zahlreichen Beweise, daß der Wissensstand über die Auswirkungen von DU auch im parlamentarischen Bereich bereits vor dem Bosnienkrieg, ganz zu schweigen dem Kosovokrieg, vorhanden war. Durch das Schweigen des Außenministers wird der Sinn parlamentarischer Tätigkeit ad absurdum geführt.

Die Anfrage der Italiener hatte auf eine der Iraker aufgebaut. Bereits am 13. Jänner 1995 hatte die Vertretung des Irak bei den Vereinten Nationen in einer Protestnote an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz gesandt gegen den Gebrauch von DU-Munition gewandt.

Aber was die Iraker sagen, wird nicht gehört, denn sie sind, im Sinne Hitlers, Clintons und der zwei Bushs, Untermenschen.


Bosnien

Serbische Zeitungen berichteten schon vor Jahren über steigende Erkrankungen, verkrüppeltes Obst, versiegende Milchproduktion in der Republika Srpska. Auf dem Anti-NATO-Kongreß in Wien kam DU zum ersten Mal sowohl in einer anarchistischen Broschüre, wie in einer von Kommunisten herausgegebenen zur Sprache. Die bürgerlichen Medien verschwiegen den Kongreß, die außerparlamentarische bürgerliche Modelinke boykottierte ihn.

Inzwischen berichtet unter anderen die italienische Zeitschrift Panorama, daß sich in den Jahren 1998 und 1999 im westlichen Teil der Republika Srpska die Anzahl von Erkrankungen an Leukämie und Gehirntumoren seit dem Beginn der Neunzigerjahre verdoppelt haben.

In Hadzici lebten 4.000 Serben, davon sind in den letzten 5 Jahren allein 400 an Krebs gestorben. Für Dr. Zoran Stankovic, den Leiter der Heeresmedizinischen Akademie in Belgrad, sind die Erkrankungen auf radioaktive Waffen zurückzuführen. Viele dieser Serben waren mit Reparaturarbeiten an Panzern und gepanzerten Fahrzeugen betraut. Ihre Armeewerkstätte wurde 1994 von der NATO beschossen.

Reuters zitiert die Reaktion von Dr. Stankovic auf die Behauptungen in westlichen Medien, es gebe keinen beweisbaren Zusammenhang zwischen DU-Waffen und Krebs: "Wenn sie so harmlos sind, wie es einige Leute behaupten, dann hätt´ ich´s ganz gerne, daß sie alle herumliegenden DU-Geschoße aufsammeln, sie in ein hübsches Haus irgendwo in Brüssel bringen, dort im Keller ein Depot einrichten, und dann sollen sie ihre Kinder in dem Haus spielen lassen."

Nachdem die Angriffe auf Hadzici vorbei waren, spielte ein 7-jähriges Mädchen im Garten mit herumliegenden Geschoßresten. 7 Wochen später verfärbten sich ihre Finger- und Zehennägel gelb und fielen schließlich aus. Dann bekam Sladjana Sarenac furchtbare Kopfschmerzen, 1998 fiel sie tagelang ins Koma, darauf pendelte sie zwischen Bratunac und dem Spital in Belgrad hin und her. Nach Bratunac, 120 Kilometer östlich, waren die Serben aus Hadzici ausgesiedelt worden.

Matic Milenko, der Arzt von Hadzici, der Sladjane behandelte, starb an Krebs. Der frühere Leiter der Armeewerkstätte liegt herzkrank im Spital. Der Bürgermeister Radic starb vor 3 Wochen an Leberkrebs, seine Frau bereits 1998 an einem Gehirntumor. Sein Sohn leidet an einem Magengeschwür, seine Frau an Atembeschwerden und Herzrasen, seine Tochter hat hinter dem rechten Ohr ein Hämatom.

Die bosnische Regierung leugnet alles ab: Es gibt nirgendwo gesundheitsgefährdende Werte", so Prof. Mehidin Sirbubalo vom Gesundheitsministerium in Sarajevo.


Jugoslawien, Kosovo

Der Krieg im Kosovo ist Teil eines CIA-Plans namens Roots, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, Jugoslawien sukzessive zu zerstückeln und zu zerstören. Die Resultate dieser Methode lassen sich sehen. DU ist einer der wesentlichsten Faktoren dieser Kriegsführung, aber nicht der einzige, zahlreiche andere treten hinzu, am stärksten ballen sich die Auswirkungen in Pancevo, einem Industrieort unweit von Belgrad.

Dort stieg die Anzahl der Tumorerkrankungen von 1000 im Jahr 1998 auf 1.465 im Jahr 1999. Die Zahl bezieht sich ausschließlich auf die Tumorerkrankungen, die bei Visiten erfaßt wurden. Dabei muß berücksichtigt werden, daß 1999 die Arztbesuche wegen der Bombardements und des Krieges um 13% zurückgegangen waren. Ein anderer Bericht übertrifft diese Zahl noch: Die Ärzte des Krebsspitals in Belgrad teilen mit, dort hätten die Krebsfälle von 1999 bis 2000 um 70% zugenommen.

Unter Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 20 Jahren sind im Zeitraum von 1997 und 1999 Erkrankungen an allergischem Asthma von 257 auf 646 gestiegen, berichtet Dr. Mica Saric Tanaskovic aus Pancevo.

Unter Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren nehmen psychosomatische Erkrankungen rasant zu, insbesondere Gastritis, Magen- und Darmgeschwüre. Die Jugendlichen verhalten sich zunehmend dissozial, aggressiv, Fälle von Selbstmordversuchen und leider auch erfolgten Selbstmorden nehmen zu, berichtet die Ärztin.

"Nur ein Beispiel, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Menschen in Serbien heute leben: Wir haben bei einer Autopsie festgestellt, daß eine Frau an einem Tumor gestorben war. Sie hatte keinen Busen mehr, es war keine Operation vorgenommen worden, ihr Busen war durch den Tumor ganz aufgefressen.", berichtet Dr. Taskovic

Das durch den Krieg bewirkte schleichende Genozid wird dadurch maßgeblich verstärkt, daß die Leute, aus Armut und aus Angst vor gesundheitlichen Konsequenzen, keine Kinder mehr bekommen wollen. In der Provinz Pancevo wurden vor 10 Jahren täglich 2.500 Kinder geboren, heute sind es nur mehr maximal 1.600. So bewirkt DU die Zerstörung einer Gesellschaft auch durch deren soziale Zerrüttung.

Die Scienziati contro la Guerra ("Wissenschaftler gegen den Krieg") haben eine Studie erstellt, in der sie die künftigen Tumortoten vorausberechnen. Aufgrund des am Balkan verwendeten DU wird von 8000 bis 10.000 Menschen jährlich einer zusätzlich an einem Tumor erkranken. Das bedeutet, daß im Falle einer Bevölkerung von 2 Millionen Menschen wie der des Kosovo jährlich zusätzliche 200 bis 250 Tumorfälle auftreten werden. Bei den Soldaten ist das Risiko noch höher: bei einer Zahl von 40.000 italienischen Soldaten, die auf dem Balkan zum Einsatz gelangt sind, ist mit jährlichen 10 bis 20 zusätzlichen Tumorerkrankungen zu rechnen, also Erkrankungen, die über den bisherigen Durchschnitt hinausgehen.


Tomahawk; Alitalia

Das Landau-Center in Como hat im vergangen Jahr im Auftrag des Außenministeriums eine Studie über die Auswirkungen des Einsatzes der Tomahawk-Raketen erstellt. Bereits in einer parlamentarischen Anfrage vom November 1999 haben die Senatorin Tana de Zulueta und der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses Giangiacomo Migone (beide DS, Linksdemokraten) darauf aufmerksam gemacht, daß im Kosovo Tomahawk-Raketen wie auch mit einer DU-Ummantelung versehene Cluster-Bomben eingesetzt wurden. In ihren Berechnungen beziehen sich die Landau-Forscher auf ein Simulationsmodell des griechischen Physikers Liolos. Wenn bloß 20% der Staubwolke, die durch die Explosion eines DU-Geschosses entsteht, eingeatmet wird, dann wird durch ein jedes einzelne DU-Geschoß Radioaktivität frei, die 2.700 mal so hoch ist wie die, die bei einem einfachen Schilddrüsentest frei wird. Daraus kann geschlossen werden, daß jede einzelne Tomahawk-Rakete 1.620 Fälle von Erkrankungen an Lymphdrüsen- oder Lungenkrebs auslöst.

DU befindet sich auch in den Tragflächen zur Gewichtsverstärkung und Stabilisierung. Ein Landau-Sprecher: "Es kann noch eine viel schrecklichere Wahrheit zutage treten: eine ungeheure Menge von DU, die weit über der der DU-Geschosse liegt. Das ist mein großer Verdacht."

Auch in Bosnien wurden Tomahawk-Raketen eingesetzt. Der Lega-Abgeordnete Ballaman: Was ist aus den 13 Tomahawk-Raketen geworden, von denen eine jede mit 2360 kg DU ausgestattet war, das zwischen dem 19. August und dem 16. September auf Bosnien abgeworfen wurde?

Auch die Zivilluftfahrt verwendet DU zur Gewichtsverstärkung. Der Grüne Semenzato fordert die Entfernung von DU aus den Flugzeugen der Alitalia.


Italien

Es ist im Ansatz ein chemo-nuklearer Weltkrieg, dessen Urheber, von Mock über Petritsch bis zum NATO-Einpeitscher Solana vor ein internationales Gericht gehören. Die Pest greift schon längst auf Italien über. Allein die offiziellen Zahlen des italienischen Verteidigungsministeriums sprechen von 8 Toten und 23 Erkrankten unter den Soldaten, die in Bosnien und im Kosovo eingesetzt waren. In der friaulischen Stadt Maniago, an deren Truppenübungsplatz Übungen mit DU-Munition stattfanden, steigen die Krebserkrankungen. Es besteht auch der Verdacht, daß in einer großen Kaserne 30 km südlich von Salerno, aber auch außerhalb dieser Kaserne mit DU-Munition geschossen wurde. Ein 24-Jähriger, der in dieser Kaserne seien Wehrdienst ableistete, ist an Leukämie erkrankt und gestorben. Die Sache ist durch Rifondazione-Politiker an die Öffentlichkeit gelangt.

Inzwischen ist die Adria voll von Clusterbomben. Ob auch DU-Geschosse abgeworfen wurden, darüber herrscht Schweigen. Messungen wurden nicht durchgeführt.

Antonio Camuso vom Osservatorio sui Balcani in Brindisi stellt folgende Überlegung an: Es gab für alle Missionen verbindliche Sicherheitsmaßnahmen. "Sobald sich ein Flugzeug über offenem Meer befand, hatten Probeabschüsse durchgeführt zu werden, die zwischen ein und drei Sekunden dauerten. Dies geschieht, um einer möglichen Havarie vorzubeugen. Nachdem nun solche Probeabschüsse hunderte Male durchgeführt wurden und bei einer Mindestgeschwindigkeit von 2.100 Schüssen pro Minute bei einer jeder Mission hunderte DU-Geschosse ins Meer verschossen wurden, können wir davon ausgehen, daß tausende DU-Geschosse zwischen unserer Küste und den Hoheitsgewässern von Montenegro und Albanien am Grunde des Meeres liegen, mit unabsehbaren Konsequenzen."
Montenegro

Der montenegrinische Umweltminister Mograd Gomilanovic klagt an: Ein etwa 3.500 Quadratmeter großes an der Bucht von Katar gelegenes Gebiet ist mit DU kontaminiert.


Griechenland

Von der griechischen Marine wurden seit 1990 40.000 DU-Geschosse zum Teil auch ins Meer gefeuert, unzählige liegen am Grund der Ägäis. Marineübungen mit DU-Munition fanden in der Nähe der Inseln Andros und Syros statt und im östlichen Peloponnes. Weitere 10.000 sind noch gelagert. Das teilte der griechische Verteidigungsminister Tsochadzopoulos am 9. 1. der Öffentlichkeit mit. Auf einem Truppenübungsplatz in der Nähe von Volos wurde bereits 1984 mit DU geschossen. 13 Soldaten sind an Leukämie erkrankt. Auf dem türkischen Festland östlich des Peloponnes gab es ebenfalls DU-Manöver. Die Vereinigten Staaten lagerten oder lagern DU-Munition in Griechenland; große Mengen DU-Munition wurden vor kurzem von einer Air Base in der Nähe von Patras wegtransportiert.


Österreich

KFOR-Soldaten haben begonnen, 112 Orte, die bombardiert wurden, abzuriegeln. Einer dieser Orte liegt nur wenige Kilometer von Suva Reka, dem Schweizer und österreichischen Hauptquartier entfernt.


Aug und Ohr Gegeninformationsinitiative