Solidarität ist unsere Waffe

17.10.2001

Demonstration anlässlich 1 Jahr Todesfasten in der Türkei

Aufruf zur Demonstration am 20. Oktober 2001
1 Jahr Todesfasten der politischen Gefangenen in der Türkei gegen die Isolationsgefängnisse
Treffpunkt: 14.00 Uhr Europaplatz/Westbahnhof

In den 90er Jahren wurden 7 sogenannte F-Typ-Gefängnisse nach dem Vorbild des Isolationsgefängnisses Stuttgart-Stammheim in der Türkei gebaut, die vom IWF finanziert wurden. Dies erfolgte als eine Anpassung an die Normen der EU, deren Mitgliedschaft die Türkei anstrebt.

Die F-Typ-Gefängnisse zielen darauf ab, die Gefangenen zu isolieren, so dass keine Kollektive innerhalb der politischen Gefangenen entstehen können. Die Gefangenen können gefoltert werden, ohne dass jemand davon Notiz nimmt. Außerdem sind sie der sogenannten weißen Folter durch die totale Isolation ausgesetzt, welche die Gefangenen brechen und sie ihrer Identität berauben soll.

Vor einem Jahr begannen die ersten Gefangenen mit einem Todesfasten, um gegen die Isolationshaft zu demonstrieren. 60 Tage danach stürmten ca. 8.500 schwerbewaffnete Soldaten 20 Gefängnisse. Bei diesem Massaker wurden 28 Gefangene ermordet. Die Überlebenden (darunter hunderte Schwerverletzte) wurden in die Isolationsgefängnisse überführt. Die Todesfastenden wurden zur Zwangsernährung in Militärspitäler deportiert. Durch diese Behandlung haben viele das Gedächtnis unwiederbringlich verloren und sind so zu lebenden Toten geworden.

Doch der Widerstand geht weiter und hat bereits über 70 Menschen das Leben gekostet. Um nicht deren Tod verantworten zu müssen, hat die türkische Regierung Gefangene, die an der Schwelle des Todes stehen, für ein halbes Jahr entlassen. Doch auch außerhalb der Gefängnisse setzen sie gemeinsam mit ihren Angehörigen das Todesfasten fort. Einer dieser Orte – das istanbuler Armenviertel Kücük Armutlu, in dem sich über 20 Todesfastende befinden - wurde am 15. September 2001 von Polizei und Militär angegriffen. Dabei wurde ein Mensch getötet und viele verletzt sowie zahlreiche Häuser zerstört.

Der Kampf wird auch für die vom faschistischen Staat verwehrten demokratischen und sozialen Rechte der Völker in der Türkei geführt sowie für das Selbstbestimmungsrecht der KurdInnen. Außerdem richtet sich der Widerstand gegen die NATO, die Militärbasen in der Türkei für ihre Angriffe gegen Afghanistan nützt.

Aber nicht nur in der Türkei kämpfen die politischen Gefangenen um ihre elementarsten Rechte. Auch in Palästina, Peru, dem Baskenland, Mexiko und in vielen anderen Ländern wird Widerstand gegen die unmenschlichen Haftbedingungen und die Polizeiwillkür geleistet. Stellvertretend für alle Kämpfe von politischen Gefangenen weltweit gedenken wir heute des Kampfes der türkischen Gefangenen und ihrer Märtyrer.

Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Anerkennung des politischen Status der revolutionären Gefangenen!
Beendigung der Isolationshaft!
Keine Folter und Zwangsernährung!