Suedkorea: Proteste gegen die U.S.-Militaerpraesenz weiten sich aus

04.12.2002

Seit dem letzten Donnerstag kommt es nahezu taeglich zu Protestaktionen, bei denen die Praesenz der U.S.F.K. (United States Force Korea) und die von ihnen ausgehenden Gefahren auf das aeusserste verurteilt werden.
Aktueller Hintergrund der Anti-U.S.F.K.-Aktionen ist ein tragischer Unfall, bei denen am 13. Juni in der Naehe von Yangju, im noerdlich von Seoul gelegenen Teil von Gyeonggi-do (Provinz), zwei Schuelerinnen, beide 14 Jahre alt, von einem gepanzerten, 45 Tonnen schweren U.S. Militaerfahrzeug ueberfahren wurden. Die ausserst blutigen Bilder der Szene machten schnell die Runde im Lande und heizten so manche Verschwoerungstheorie an. Manche sprachen gar von einem Racheakt fuer die Niederlage des U.S.-Teams gegen Korea waehrend der Fussball-WM.
Wirklich entscheidend fuer die landesweite Entruestung war die sofortige Unschuldsbehauptung der U.S.F.K.-Stellen und deren Plan, die Tatverdaechtigen auf dem schnellsten Weg in die Staaten zu verfrachten – um sie "in der Heimat den zustaendigen Militaergerichtsbarkeiten" zuzufuehren, so jedenfalls ein Sprecher der U.S.F.K.
Nach monatelangen landesweiten Protesten gegen dieses Vorhaben erklaerten sich die zustaendigen U.S.-Stellen bereit die Prozesse in Suedkorea durchzufuehren und – "grosszuegigerweise" – sogar die koreanischen Medien zuzulassen.
Am 21. November trat dann genau das ein, was die meisten schon im Vorhinein vermutet hatten: Das Militaergericht der U.S.-Basis in Dongducheon, Gyeonggi-do sprach im ersten Prozess in der Sache den Sgt. Fernando Nino frei.
Daraufhin kam, was kommen musste: Hunderte Aktivisten gesellschaftlicher und studentischer Organisationen versuchten das Gelaende von Camp Casey zu stuermen. Nur unter massivem und ausserst brutalem Einsatz der Anti-Aufruhr-Einheiten konnte dies verhindert werden. In danach abgehaltenen Pressekonverenzen sprachen sich alle Kandidaten, der im naechsten Monat stattfindenden Praesidentschaftswahl, gegen das "unfaire Verfahren und den brutalen Polizeieinsatz" aus. Zynischer kann es eigentlich nicht mehr gehen, waren es doch die jetzt Regierenden und deren Vorgaenger, die mit den wiederholten Unterzeichnungen des "Status of Force Agreement" (SOFA) erst Verfahren wie die jetzt kritisierten ermoeglichten.
Am darauffolgenden Samstag kam es dann zum zweiten und letzten Verfahrensschluss in der Sache. Wie zu erwarten war: Der der fahrlaessigen Toetung angeklagte Sgt. Mark Waller wurde ebenfalls freigesprochen.
Waehrend die Praesidentschaftskandidaten aller Parteien weiterhin beteuern, dass, wenn sie gewaehlt wuerden, das "zutiefst ungerechte SOFA", so Roh Moo-hyun von der Millennium Democratic Party, sie stellt den noch amtierenden Praesidenten Suedkoreas Kim Dae-jung, abzuschaffen, fordern seit dem letzten Wochenende tausende Demonstranten die generelle Beendigung der U.S.-Militaerpraesenz auf der koreanischen Halbinsel.