Irak: Kurzmeldungen

02.02.2004

von Elisabeth Gschaider

Der frühere irakische UN-Botschafter Mohammed al-Douri hat in Interviews gegenüber AP gesagt, daß die USA seiner Ansicht nach nicht am Frieden in Irak interessiert sind, sondern vielmehr bewußt dazu beitragen, daß die Lage weiterhin instabil ist.
Die vielen Verhaftungen tragen sicherlich nicht zur Stabilisierung bei. Derzeit befinden sich nach U.S.-Angaben rund 12.000 Iraker im Irak in Gefangenschaft, weil ihnen Angriffe auf US-Soldaten vorgeworfen werden. Die Nachrichtenagentur Reuters hat aufgrund der mehrere Wochen andauernden Inhaftierungen und der schlechten Behandlung ihrer Reporter durch das US Militär eine Untersuchung gefordert. Auch der irakische Kamermann Suhaib al-Samarrai vom Nachrichtensender Al-Jazeera war über zwei Monate verhaftet – freigelassen wurde er dann, weil – wie bei fast allen – ihm nichts vorzuwerfen war!
Schlimm ist weiterhin die soziale Lage im Irak. So demonstrierten z.B. in Kut, 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Baghdad drei Tage in Folge mindestens 400 Menschen gegen die massive Arbeitslosigkeit seit der Eroberung des Landes durch die USA. Die Demonstranten marschierten zu einem Regierungsgebäude und forderten Arbeit. Dass solche Demonstrationen mit dem Tod enden können, zeigen Vorfälle in anderen Städten, so z.B. am 10.01.04 in Amrah: Die Menschen protestierten, daß ihnen für den Januar versprochene Arbeitsplätze nicht zur Verfügung gestellt worden sind. Um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, begannen sie Steine auf das Gebäude zu werfen, worauhin Polizisten das Feuer auf die Demonstranten eröffneten. Britische Soldaten, die schließlich als Verstärkung erschienen, schossen ebenfalls auf die Demonstranten. Folge: 6 Menschen getötet und 7 weitere verletzt, nach Auskunft der britischen Besatzer. In Samara gibt es jetzt eine 21:00 Uhr-Ausgangssperre, jeder, der sich danach draußen aufhält, wird diskussionslos verhaftet wird. Es kursieren Berichte von mehreren Leuten, die aufgegriffen wurden, weil sie zu spät unterwegs waren und von denen niemand weiß, wohin sie gebracht wurden. Der Alltag wird aber auch noch durch andere Probleme erschwert, ein Mann in Bagdad erzählt: "Wir haben für fünf Minuten Strom, dann wird er unterbrochen. Dann weitere fünf Minuten, dann unterbrochen. So ist es hier jetzt immer. Es gibt hier jetzt keine Zivilisation. Der ganze Irak will, daß die USA jetzt verschwinden." In der Stadt Samarra sprengten US-Soldaten Augenzeugenberichten zufolge das Haus von Talab Saleh, der beschuldigt wird, Angriffe auf US-Soldaten zu organisieren. Außerdem nahmen die Soldaten seine Frau und seinen Bruder gefangen und sagten, diese würden erst freigelassen, wenn Saleh sich stellt.
Baha Mousa ,der in einem Hotel in Basra arbeitete, war von britischen Soldaten gefangengenommen worden. Drei Tage später teilte das britische Militär seinem Vater Daoud mit, daß er "in Gefangenschaft verstorben" war. Untersuchungen ergaben jetzt, dass er in Haft zu Tode geprügelt worden war. Der Familie Mousas sind vom britischen Militär 8.000 US-Dollar Entschädigung angeboten worden, wenn diese im Gegenzug nicht für seinen Tod verantwortlich gemacht würden.

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Neue Zürcher Zeitung, 26.01.04