SPÖ: Unterstützung für den Zionismus

21.09.2004

Korrespondenz um die Affäre Herzl-Platz

Betreff: Ihre Mail an den Wr. Bürgermeister
Datum: Tue, 22 Jun 2004 14:34:51 +0200
Von:presse@spw.at
An:no.on@utanet.at

Sehr geehrter Herr Riegler,

vielen Dank für ihre E-Mail an den Wiener Bürgermeister Michael Häupl, welche nach Einsicht an das Online-Team der SPÖ Wien zur Beantwortung weitergeleitet wurde.

Am 3. Juli 2004 jährt sich der Todestag von Theodor Herzl zum 100. Mal. Anlässlich dieses Gedenktages soll zu Ehren des berühmten Wieners ein eigener Platz in Wiens Innenstadt in "Theodor-Herzl-Platz" umbenannt werden.

Herzl setzte sich zeit seines Lebens für ein friedliches Zusammenleben aller Völker ein, der gemeinsame Weg des Friedens und der Völkerverständigung stand stets im Mittelpunkt seiner Überlegungen. Durch die Umbenennung möchte die Stadt einem großen Wiener Ehre erweisen und ein Zeichen für Frieden, Respekt und Toleranz setzen.

Die Umbenennung wurde übrigens im zuständigen Kulturausschuss des Wiener Gemeinderates mit den Stimmen von SPÖ, Grünen und ÖVP beschlossen.

Mit freundlichen Grüßen
Online-Team, SPÖ Wien


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Hassan El-Hassan schrieb:

Betrifft: Ehrung Herzl
Text: MA 50 - Rathaus
Benennungskommission
E-Mail: wv@m50.magwien.gv.at

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Palästinensische Gemeinde in Bremen-Deutschland ist der Meinung, dass die Benennung eines Platzes in Wien nach Herzl, dem Erfinder des politischen Zionismus, eine Verhöhnung für alle Opfer der zionistischen (Herzls) Idee im palästinensischen Volk als auch in der arabischen Welt im Allgemeinen darstellen würde.

Die heute von der israelischen Regierung gegen das Existenzrecht des palästinensischen Volkes praktizierende Politik basiert grundsätzlich auf der Herzls-Ideologie.

Wer die Existenz eines gesamten Volkes verleugnet, wie im Fall Theodor Herzls Aussage ende des 19. Jahrhunderts: "Palästina sei ein Land ohne Volk und gehört einem Volk ohne Land", so eine Behauptung verursachte die Vertreibung des palästinensischen Volkes aus seiner Heimat und sämtliche Kriege und Blutvergießen in der gesamten Region, verdient keine Ehrung.

Die Ehrung Theodor Herzl durch Österreich und die Stadt Wien ist gleichzusetzen mit Balfours Versprechungen am 2. November 1907 und die Bushs Versprechungen an Sharon am 14. April 2004.

Bushs Versprechungen hatten zufolge, dass Sharon ermutigt war einen vernichtenden Krieg gegen die Palästinenser in Gaza und insbesondere in Rafah zu führen.

Was wird geschehen gegen Palästina und das palästinensische Volk als Folge der Ehrung Theodor Herzls durch Wien?

Wie in der Verfassung der Stadt Wien, …§ 6 und 7 Abschnitt 2, steht: Der Gemeinderat kann die Ernennung widerrufen, wenn schwerwiegende Gründe dafür sprechen, daß der Bürger dieser Ehrung nicht würdig ist. Daher appellieren wir an Sie, dass im Interesse des Friedens und der Versöhnung im Nahen Osten davon Abstand genommen wird.

Hochachtungsvoll
Hassan El-Hassan (Vorsitzender)

Palästinensische Gemeinde in Bremen und Umland e.V.
Palestinian Community in Bremen - Germany R.A.
Palgembremen@t-online.de

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From: "SPÖAktionsbüro"
To: "Hassan El-Hassan"
Subject: Re: Ehrung Herzl

Sehr geehrter Herr Hassan El-Hassan!

Vielen Dank für Ihre E-Mail an die SPÖ.

Bezüglich der Umbenennung der Baumgartenpromenade in den Herzl-Platz möchten wir Ihnen einige Informationen zur Person Theodor Herzl zukommen lassen, die den Grund für die Änderung verdeutlichen.

Theodor Herzl, am 2. Mai 1860 in Pest geboren, übersiedelte nach der Matura nach Wien, um Rechtswissenschaften zu studieren. Bereits während seines Studiums war er intensiv literarisch tätig, unternahm zahlreiche Reisen und schrieb Feuilletons. Er schloss sein Studium 1884 ab. Als Jude standen ihm im Staatsdienst jedoch wenig Möglichkeiten offen, so entschied er sich, zunächst als freier Schriftsteller und Journalist zu arbeiten. Er schrieb Reisefeuilletons, zunächst für das "Berliner Tageblatt" und die "Wiener Allgemeine Zeitung", die auch in Buchform verlegt wurden, es folgten zahlreiche Theaterstücke, vor allem Komödien.

Bekannt wurde Herzl durch seine Beiträge in der "Neuen Freien Presse": Bereits 1888 hatte ihn seine Sommerreise nach England geführt, und von dort aus publizierte er seine besten Arbeiten in der "Neuen Freie Presse". Entscheidend wurden jedoch die Jahre 1891 bis 1895, die er als Korrespondent der "Neuen Freien Presse" in Frankreich verbrachte. Mit kritischem Blick verfolgte er den gewaltigen Aufstieg des Antisemitismus, besonders anhand der Affäre um den der Spionage verdächtigten jüdischen Hauptmann Dreyfuss (1894). Er verglich die Situation mit der in Österreich und warnte vor einer ähnlichen Entwicklung, die er in seinem Stück "Das neue Ghetto" thematisierte.

Nach seiner Rückkehr nach Wien übernahm Herzl die Feuilletonredaktion der "Neuen Freien Presse". Hier kam Herzl immer stärker zu der Erkenntnis, dass der einzige Ausweg für die Juden in Europa eine politische Lösung sein könne. Er konkretisierte diese Vorstellungen in seinem Werk "Der Judenstaat" 1896, das sehr kontrovers diskutiert wurde. 1897 fand der erste zionistische Weltkongress statt, auf dem Herzl zum zentralen Exponenten des Zionismus aufstieg. Sein 1902 veröffentlichter Roman "Altneuland" beschreibt den Judenstaat als Symbol des friedlichen Zusammenlebens aller Völker. Am 3. Juli 1904 starb Herzl in Edlach in Niederösterreich.

Gerade jemand wie Theodor Herzl, der sich mit der Problematik der Minderheiten sowie des Antisemitismus auseinandergesetzt hat, verdient es, einen Platz nach ihm benannt zu bekommen.

Mit freundlichen Grüßen
SPÖ-Aktionsbüro

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From: "SPÖ Aktionsbüro"
To: ;
Sent: Friday, June 04, 2004 12:41 PM
Subject: E-Mail vom 27.Mai 2004


Sehr geehrter Herr El Hassan,
sehr geehrter Herr Hamed!

Die österreichische Sozialdemokratie betrachtet sich als Friedensbewegung. Es ist für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten selbstverständlich, den Bestand sowie die Entwicklung der sprachlich-kulturellen und ethnischen Vielfalt zu sichern und mit ganzer Kraft zu unterstützen.

Mit dieser Überzeugung und ausschließlich in diesem Sinne war auch die Grundtendenz unserer Korrespondenz zu verstehen. Es war weder in unserer Absicht noch in unserem Interesse, Sie beide durch eine unglückliche Wahl unserer Worte zu kränken oder zu verletzen. In diesem Falle möchte ich mich bei Ihnen sehr herzlich entschuldigen.

Ich möchte Ihnen versichern, dass sich die SPÖ, gerade auch die Stadt Wien, weiterhin für unser gemeinsames Ideal eines friedlichen Miteinanders der Kulturen, der Sprachen und der Religionen einsetzen wird.

Die SPÖ steht allen Glaubensrichtungen offen und aufgeschlossen gegenüber. In diesem Sinne möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, dass nun auf Initiative von SPÖ-Gemeinderat Omar Al Rawi auch ein Platz nach Muhammed Assad (Leopold Weiss) benannt werden soll.

Der Ihnen sicher bekannte Muhammad Assad (1900-1992) war österreichischer Journalist, enger Vertrauter König Ibn Sauds, ideeller Mitbegründer Pakistans und Verwirklicher der Ideen Muhammad Iqbals. Darüber hinaus machte er sich als Gesandter Pakistans bei den Vereinten Nationen in New York, sowie als Koranübersetzer und -kommentator einen Namen. Er war wohl einer der bedeutendsten muslimischen Denker und Autoren des 20. Jahrhunderts.

Abschließend möchte ich mich noch einmal für eventuell entstandene Missverständnisse entschuldigen und verbleibe mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung und mit freundlichen Grüßen

Mag. Susanne Metzger
SPÖ-Aktionsbüro