Islamische und linke AntiimperalistInnen vereinigen sich

25.01.2009

Zwischen 16. und 28. Jänner fand in Beirut,
Libanon, eine Zusammenkunft von wegweisender Bedeutung statt. Ungefähr
1000 Delegierte aus dem Libanon, der arabischen Welt, Europa, dem
amerikanischen Kontinent, Afrika und Asien und aus höchst
unterschiedlichen Widerstandsorganisationen fanden in einem lebhaften
Austausch von Erfahrungen im "Beiruter Internationen Forum für
Widerstand, Antiimperialismus, Völkersolidarität und der Alternativen"
zusammen und schmiedeten ihren gemeinsamen Kampf.

Der stellvertretende Sekretär der Hisbollah, Scheich Naim Kassem, drückte in der Eröffnungssitzung den gemeinsamen Geist aus: ES existieren heute lediglich zwei Blöcke in dieser Welt. Der des US-Imperialismus und seiner Alliierten und auf der Gegenseite der Widerstand ungeachtet seiner ideologischen, kulturellen oder religiösen Verwurzelung. Der Widerstand muß vereint gegen seinen gemeinsamen Feind auftreten und dies ist nur möglich, in dem seine Vielfältigkeit respektiert wird.


Der stellvertretende Sekretär der Hisbollah Scheich Naim Kassem

Alle Sprecher der europäischen Antikriegs- und Antiimerpialismusbewegungen, Venezulas (Das stärkste Präsenz zeigte), Indiens und sogar der Vereinigten Staaten in Person des früheren Generalstaatsanwalts Ramsey Clark bestätigten diese Idee ausdrücklich - ein Fortschritt höchster Bedeutung! Noch vor wenigen Jahren wäre das undenkbar gewesen. Den Befreiungsbewegungen wurde damals mit Mißtrauen begegnet, besonders den islamischen, und die antagonistischen Kräfte des Westens hielten am Glauben fest, weltweit eine tragende Rolle zu spielen.

Obwohl das Forum lange vor der zionistischen Aggression in Gaza geplant worden war, war der gesamte Konferenzverlauf von der tiefen Unterstützung für den palästinensischen Widerstand in Gaza geprägt. Niemand, auch nicht die Kräfte aus nicht-islamischen Ländern, nahm die Führerschaft der Hamas zum Anlaß, dem palästinensischen Widerstand in Gaza die Unterstützung zu verweigern, wie die in Vergangenheit häufig der Fall gewesen war.


Der Sprecher der Hamas Osama Hamdan

Im Gegenteil, selbst in Europa fanden gewaltige Demonstrationen mit hunderttausenden TeilnehmerInnen statt, um solidarisch zu den BewohnerInnen Gazas zu stehen, was klar eine Trendumkehr in wichtigen Teilen der antagonistischen Kräfte anzeigt. (Das soll uns nicht über die mächtige und wachsende anti-islamische Kampagne und Gesinnung im Westen hinwegtäuschen.)

Die Teilnahme des linken Flügels des Sozialforums an der Konferenz war ein klarer Indikator für einen Umschwung des Meinungsklimas zugunsten des Antiimperialismus. Man erinnere sich an Zeiten, als die gefährliche Formel "Kein Krieg, kein Terror", die Imperialismus mit Widerstand auf eine Stufe stellt, diese Szene beherrschte und "politisch korrekte" Äquidistanz zum Leitcredo erhoben wurde. Die Kräfte, die daran noch immer festhalten, haben entscheidend an Einfluß verloren und führen keine Massenbewegungen mehr an.


Leila Khaled von der PFLP

Aufmerksamen Beobachtern konnte auf dem Beiruter Forum eine Zögerlichkeit der Veranstalter nicht entgehen, dieselbe Unterstützung dem irakischen und afghanischen Widerstand zukommen zu lassen, die der palästinensische Widerstand genießt. Dies ist den Interessen des Iran als Regionalmacht, die in Konflikt mit diesen Widerstandbewegungen steht, geschuldet.

In diesem Sinne erhält die Botschaft des iranischen Präsidenten, der zurecht die arabischen Regime, die sich israelischen und US-Interessen unterordnen, als Verräter brandmarkte, einen schalen Beigeschmack in Hinblick auf die Unterstützung des Iran für das irakische, von den US-Besatzern installierte Regime.

Weitere Schritte

Das Signal der Konferenz, eine internationale antiimperalistische Front zu bilden, war angesichts der Tatsache, daß es die erste Veranstaltung dieses Ausmaßes war, bereits mutig. Dennoch waren die Veranstalter darauf erpicht, konkrete Vereinbarungen für weitere Schritte zu treffen. Es ist klar, daß neuerliche Aktivitäten und Treffen nötig sind, um auf diesem Weg voranzuschreiten. Als Antiimperialistisches Lager ziehen wir die folgenden Schlüsse und schlagen im Geist des Forums vor:

1.) Auf einer Kampagne zum allumfassenden Boykott Israels zu beharren.

2.) Brigaden und Delegationen nach Gaza und in andere Widerstandsgebiete zu entsenden, um Solidarität von der Basis her aufzubauen und um durch den direkten Kontakt mit der Realität der Propaganda der westlichen Medien zu begegnen.

3.) Eine antiimperialistische Konferenz zur Unterstützung des Widerstands als Fortführung des Beiruter Forums in Europa abzuhalten. Die Hauptlinien dieser Konferenz sollten wie folgt lauten:
a.) Den Widerstandsbewegungen eine Stimme zu geben.
b.) Dem Schüren von Islamophobie entgegenzutreten; einer Islamophobie, die das ideologische Rückgrat des gegenwärtigen imperialistischen Kriegs darstellt.
c.) Die "Zweistaatenlösung" zurückzuweisen und einen einzigen gemeinsamen demokratischen Staat als alleinige Lösung der palästinensischen Frage vorzuschlagen.

4.) Ein permanentes und offenes Gremium der weltweiten Koordination der antiimperialistischen Kräfte zu bilden.

Antiimperialistisches Lager,
24. Jänner 2009