Zwischen Stalin und Kafka

09.02.2009

Buchpräsentation: Biographie über Ernst Fischer

Buchpräsentation & Autorengespräch mit Sebastian Baryli:

Donnerstag, 26. Februar 2009
Beginn: 19 Uhr
Österreichisch-Arabisches Kulturzentrum
Gusshausstr. 14/3
1040 Wien

Ernst Fischer sah sich nie als Politiker, sondern er pflegte das Image eines Intellektuellen. Nun ist eine neue Biografie erschienen, die aufzeigt, wie diese Elemente miteinander verzahnt waren. In seinen philosophischen Überlegungen war er auf der Suche nach politischen Konzepten, um die Gesellschaft verändern zu können. In seinen Überlegungen gibt es, aufgrund dieses Zusammenspiels, viele Aspekte, die ihn auch noch Jahrzehnte nach seinem Tod lesenswert machen.

In seiner Person, in den theoretischen Debatten, die er führte, und in den Kämpfen, die er ausgefochten hat, spiegeln sich entscheidende Abschnitte der österreichischen Zeitgeschichte wider. Vor dem Hintergrund seines persönlichen Werdeganges wird außerdem ein Panorama der Ideengeschichte der kommunistischen Bewegung entworfen. Auch Ernst Fischer bleibt weniger als Staatsmann in Erinnerung, als vielmehr als Intellektueller, der in theoretischen Auseinandersetzungen mit Dimitroff, Lukács und Togliatti seinen Standpunkt schärft.

In der Volksfrontpolitik sah Fischer zunächst den wesentlichen Hebel, mit dem die kommunistische Bewegung gesellschaftliche Verhältnisse grundlegend verändern kann. Die politische Realität der österreichischen Nachkriegsordnung brachte jedoch nur enttäuschende Ergebnisse für ihn und seine Partei. Diese Desillusionierung verarbeitete er in der Ausformulierung neuer Konzepte. Die Zwei-Lager-Theorie schien für einige Zeit befriedigende Antworten zu liefern. Doch auch hier musste die Theorie veränderten Realitäten angepasst werden. Zunehmend rückte die Frage ins Zentrum, wie dem Sozialismus neue Anziehungskraft verliehen werden konnte. 1963 bildete sich ein entscheidender Bruchpunkt in Fischers intellektueller Entwicklung heraus: die Kafka-Konferenz in Prag. Auf dieser Konferenz wurde erstmals öffentlich die Frage der Entfremdung im Sozialismus debattiert. Eine Frage, in deren Beantwortung er zunehmend in Konflikt mit dem realen Sozialismus kam.