Arbeitsbrigade Sumud im palästinensischen Flüchtlingslager Ein el-Hilweh

23.08.2009

Erster Bericht über den Fortgang der Arbeiten

Unsere Arbeitsbrigade ist seit vier Tagen im Libanon und den dritten Tag im Lager.

Nach der Ankunft wurde unsere Zutrittsgenehmigung zum Flüchtlingslager vom libanesischen Militär nicht anerkannt, obwohl alle notwendigen bürokratischen Schritte durchlaufen worden waren. Ohne weitere Erklärungen wurde die „zu große Anzahl der Personen“ als Grund genannt, jedoch vermuten wir politische Motivationen.

Mit Hilfe unserer Partner von Nashet wurden in der Zwischenzeit zwei Treffen mit libanesischen politischen Gruppen, außerhalb des Camps, in der Stadt Saida, organisiert.

Das erste Treffen hatten wir mit der Volksdemokratischen Partei, einer marxistisch-leninistischen Gruppe, die einen klaren antiimperialistischen Standpunkt einnimmt und den Widerstand aller unterdrückten Völker weltweit unterstützt. Sie kooperiert mit dem nationalen libanesischen Widerstand. Nach der Vorstellung unseres gemeinsamen Projektes sagten sie ihre Beteiligung für einen Tag an den Arbeiten zu.

Das zweite Treffen war mit Osama Saad, dem Vorsitzenden der Nasseristischen Volkspartei und ehemaligem Parlamentsmitglied. Wir diskutierten über die Notwendigkeit des palästinensischen Widerstandes und der internationalen Kooperation zu dessen Unterstützung. Darüber hinaus stellten wir unser gemeinsames Projekt mit Nashet vor und betonten den Unterschied von Sumud zu NGOs, welche von westlichen Institutionen unterstützt werden.

Am zweiten Tag erhielten wir dann doch Zutritt zum Lager Ein el-Hilweh und besichtigten sogleich das zu renovierende Gebäude. Nach einer gemeinsamen Bestandsaufnahme mit Nashet wurden die notwendigen Vorbereitungen getroffen. Das beschädigte Dach und die Wände waren zuvor bereits von unseren Partnern teilweise renoviert worden.

Die Arbeitsbrigade nahm danach ihre Tätigkeit gemeinsam mit Mitgliedern von Nashet auf und konnte bis jetzt (vierter Tag) die Wände, die Fenster und die Türen soweit vorbereiten, dass sie gestrichen werden können. Mit der Renovierung der Elektroinstallationen wurde ebenfalls begonnen. Die Beteiligung aller Anwesenden (aus Italien, Österreich, Deutschland, England sowie aus Palästina) an den Arbeiten trägt zu einer sehr freundschaftlichen und motivierten Stimmung bei. Die Freizeit verbringen wir mit Gesprächen über unsere Erfahrungen und tauschen unsere Meinungen aus.

Am dritten Tag hatten wir einen Workshop über die Rechte der Palästinenser im Libanon, der von einem Repräsentanten der NGO mit dem Namen 'Youth Advocacy Policy' geleitet wurde und welche sich auf die Aufklärung der libanesischen und palästinensischen Bevölkerung über deren Rechte spezialisiert hat. Nach der Besichtigung der Grabstätten von Märtyrern im Camp hielt Zafer al-Khateeb, Vorsitzender von Nashet, einen Vortrag über die politisch-historische Situation der Palästinenser von der Nakba (Vertreibung 1948) bis heute.

Als Volontäre, mit dementsprechend begrenzten Mitteln, werden wir unser Bestes geben, um das Gebäude so weit wie möglich in ein nutzbares Zentrum zu verwandeln. Darüber hinaus werden wir das kulturell-politische Programm fortsetzen, um das Verständnis der sehr prekären Situation zu vertiefen. Wir planen einen Tag in den Süden des Libanon zu fahren, um uns ein Bild die Lage nach dem Einmarsch Israels 2007 zu machen.

22. August 2009, 'Ein el-Hilweh

Quelle und Fotobericht: www.sumud.org