Kampf um elementare Bildung

20.11.2009

Demo Wien Sa. 21.11.09, 11h, Votivkirche

 

Lippenbekenntnisse für den Ausbau der Bildung gibt es viele – allein konkrete Maßnahmen fehlen. Dabei ist der Bereich der elementaren Bildung von diesem Spiel der Politiker besonders betroffen.  

Im Gebälk des österreichischen Bildungssystem kracht es. Zwar präsentiert uns die sozialdemokratische Bildungsministerin Claudia Schmied gerade im Bereich der elementaren Bildung neue Reformen, doch diese scheitern an einem ernsthaften politischen Willen und an der Struktur des österreichischen Bildungswesens.

Die Versprechen der Bildungsministerin:

Mit dem Gratis-Kindergartenjahr will man die sprachliche und soziale Entwicklung der Kinder schon vor der Volksschulzeit fördern.
Ein Bildungsplan soll jetzt die Standards vereinheitlichen und Bildungsinhalte für den Kindergarten festschreiben.
 
Woran es scheitert:

Auf eine Kindergarten-Pädagogin bzw. einen Kindergarten-Pädagogen kommen 25 Kinder. Das ist ein Verhältnis, bei dem eine sinnvolle Betreuung kaum mehr möglich ist. Damit bleibt der Bildungsplan eine Farce.

In Österreich werden 1,5 Milliarden für den elementaren Bildungsbereich aufgebracht. Das entspricht 0,5 Prozent des BIP, was einen verschwindend geringen Anteil darstellt. Zwar wurde gerade in der jüngeren Bildungsdiskussion immer wieder die Bedeutung der elementaren Bildung für Entwicklungsprozess des Kindes und die gesellschaftliche Integration betont, doch der Wille für mehr Investition fehlt.

Auch innerhalb des Bildungsbudgets ist der Unterschied in der Gewichtung enorm: Während für etwa 300.000 Studenten 27 Prozent des Bildungsbudgets aufgewendet werden, bleiben für die 260.000 Kinder im elementaren Bereich nur sieben Prozent. Auch hier klafft die Lücke zwischen Bekenntnis und Wirklichkeit auf: Das verpflichtenden Kindergartenjahr soll wesentliche Aufgaben im Bildungsweg der Kinder erfüllen, doch Ressourcen dafür werden kaum zur Verfügung gestellt.

 Die Ausbildung zur Kindergarten-Pädagogin ist wenig attraktiv: schlechte Bezahlung und ein Abschluss, der unterhalb von jenem der Pflichtschullehrer steht. Ein wesentliches Problem bleibt aber trotz aller Reformvorhaben bestehen. Selbst bei Herstellung möglichst großer Chancengleichheit im Bildungswesen, berührt dies nur die formalen Bedingungen. Der gesellschaftliche Kreislauf des kulturellen Kapitals (Einübung kultureller Fähigkeiten), wird damit nicht unterbrochen und bleibt weiterhin an eine soziale Elite gebunden.

Was notwendig ist:

Höhere Investitionen in den elementaren Bildungsbereich!

Aufwertung des Berufs der Kindergartenpädagogin und des Kindergartenpädagogen in Bezug auf die Ausbildung als auch in der Bezahlung

Die Ressourcen in den Kindergartengruppen vor Ort müssen so zu Verfügung gestellt werden,dass eine ernsthafte Umsetzung des Bildungsplans möglich ist.