Omar Suleiman, eine Bestie in Menschengestalt

07.02.2011
Von A. Muth
Bei den Zwangsverschleppungen („extraordinary renditions“, Sonderüberstellungen) nach Ägypten, von der in erster Linie Islamisten betroffen waren, wurden letztere zumeist halbtot gefoltert. Der jetzige Vizepräsident Ägyptens hatte hier eine zentrale Stellung, verhörte die Gefangenen häufig selbst, und systematisch wechselten seine Verhöre mit Folter ab.
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Der US-amerikanische Journalist Ron Suskind schreibt: Suleiman war „viele Jahre lang unser erster Kontaktmann. Alles lief über Omar. Wir brauchten gar nicht mit jemandem anderen zu sprechen. Wenn wir wollten, daß jemand gefoltert werden sollte, dann schickten wir ihn nach Ägypten, um ihn dort foltern zu lassen. …“ (1)

Folteropfer Mamdouh Habib

Der australische Staatsbürger Mamdouh Habib war 2001 in Pakistan Zeuge, wie Schlägertypen der pakistanischen Sicherheitskräfte gerade Jagd nach „verdächtigen Ausländern“ machten und zwei junge Deutsche von ihren Sitzen gezerrt wurden. Er mischte sich ein, das sollte ihm teuer zu stehen kommen. Habib wurde von den Pakistanis verhaftet, niedergeschlagen und in eine Zelle gesperrt, mit Strom gefoltert, dann nach Ägypten verschleppt und dort persönlich von General Omar Suleiman, seit 1993 Chef des Mukhabarat, des Allgemeinen Sicherheitsdienstes, verhört (2).

Während des Verhörs schlug Suleiman, bei dem Habib die Augen verbunden waren, so brutal zu, dass die Augenbinde verrutschte. Dadurch wurde es Habib möglich, Omar Suleiman zu identifizieren.

Zusätzlich wurden Habib bei diesem Verhör mehrere Male starke Stromstöße verpaßt, er wurde bis zur Nase ins Wasser getaucht, geschlagen, seine Finger wurden ihm gebrochen und er wurde auf Metallhaken aufgehängt.

Das reichte dem Verhör- und Folterspezialisten Suleiman nicht. Er wollte ihn mit allen Mitteln zum Sprechen bringen und befahl einem Wächter, vor den Augen Habibs einen Gefangenen aus Turkestan umzubringen.

Dies geschah auch: Mit einem brutalen Karateschlag wurde der andere Gefangene ermordet, berichtet Neville (2) und stützt sich dabei auf eine Sachverhaltsdarstellung Habibs (3).

So kam ein Geständnis zustande, er kam nach Guantánamo, wo sein durch den ägyptischen Geheimdienstchef erpreßtes „Geständnis“ für die Verhandlung verwendet wurde (3).

Dorte erlitt er das Äußerste an Erniedrigung und Demütigung, was man sich vorstellen kann. Es wurde auf ihn uriniert, ihm wurde das Blut einer Menstruierenden ins Gesicht geschüttet, er wurde 15 Stunden lang mit nur kurzen Unterbrechungen verhört. Er sei auch nackt photographiert worden, berichtet ein Mitgefangener.

Schließlich wurden – in Guantánamo!- die ägyptischen Folterer als Druckmittel und Drohung eingesetzt. Der australische Generalkonsul Tucker suchte Habib Mai 2004 in Guantánamo auf und warnte ihn: Sollte er nicht mit den Amerikanern zusammenarbeiten, dann würde man ihn wieder nach Ägypten zurückschicken (2).

Also zu Suleiman.

Folteropfer Zawahiri

Ein Bruder des Al Kaida-Anführers al-Zawahiri wurde von der CIA ebenfalls nach Ägypten geschickt. Da die CIA vermeinte, im Besitz des Kopfes des getöteten Al Kaida-Anführers zu sein, wollte man von Ägypten genetisches Material zur Feststellung der Identität.

„Suleiman sagte. Kein Problem. Wir werden einfach den Arm des Bruders abschneiden und euch schicken.“ berichtet Suskind (1).

Folteropfer Al-Libi.

Al-Libi wurde 2001 von den Pakistanern gefangen, und an die Bagram Air Base in Afghanistan überstellt, wo er zunächst vom FBI verhört wurde, es entstand ein Streit um die Zuständigkeit zwischen CIA und FBI, berichtet Suskind (4). Der damalige CIA-Chef Tenet, ein Freund Suleimans, wandte sich an Bush und Cheney und erhielt Grünes Licht: Al-Lini wurde nach Kairo geflogen und Suleiman ausgeliefert,

Dort wurde er 80 Stunden lang in einen winzigen Käfig gesperrt, wieder rausgelassen, niedergeschlagen und eine Viertelstunde lang verprügelt. Man wollte von ihm eine Bestätigung, daß Saddam Hussein an al-Kaida chemische und biologische Waffe liefere.

Die wurde von ihm schließlich erpresst. Jahre später hat er sie wiederrufen. olin Powell verwendete diese erpressten Daten für seine Rede vor den Vereinten Nationen im Februar 2003. Damit sollte eine Begründung für den Angriff gegen den Irak geliefert werden (4).

Michael Isikoff und David Corn zitierten in ihrem Buch „Hubris“ (5) al-Libi mit folgenden Worten: „Sie wollten mich umbringen, ich musste ihnen irgendetwas sagen.“ (4)

Wer war der Haupverantwortliche? Suskind zufolge ist auch bei dieser rendition – mit der eine Kriegslüge begründet werden sollte - Suleiman der Hauptansprechspartner der CIA gewesen.

Der Folterer soll jetzt, wenn es nach einem Teil der US-Administration geht, Staatschef Ägyptens werden.

(1) New Egyptian VP Ran Mubarak´s Security Team, Oversaw Torture, abc news, 1. 2. 2011-02-05

Ron Suskind ist derAutor von:

The One Percent Doctrine: Deep Inside America's Pursuit of Its Enemies Since 9/11. Simon & Schuster, 2008 und:

The price of loyalty: George W. Bush, the White House, and the education of Paul O'Neill. Simon & Schuster, New York 2004

(2) Richard Neville: The Torturer´s Apprentice, Homepage Daily, o. D.
http://www.homepagedaily.com/Pages/article7178-the-torturers-apprentice....

(3) Stephen Soldz: The torture career of Egypt´s New Vice President: Omar Suleiman and the Rendition to Torture Program, 31. 1. 2011
http://www.commondreams.org/view/2011/01/30-2

Stephen Soldz ist ein politisch engagierter Psychoanalytiker (!) und unter anderem Mitglied des Lehrkörpers an der Boston Graduate School of Psychoanalysis.

(4) Jane Mayer: Who is Omar Suleiman?, The New Yorker, 29. 1. 2011

Die Journalistin Jane Mayer ist Autorin des Buches The Dark Side: The Inside Story of How the War on Terror Turned Into a War on American Ideals, 2008

(5) Isikoff, Michael, Corn, David: Hubris
the inside story of spin, scandal, and the selling of the Iraq War
New York: Crown Publ.: 2006