Submitted by Doris Höflmayer on
Podiumsdiskussionen, Workshops, Ausstellung, Konzert
Programm:
Mittwoch, 19. Oktober 2011
18.00 – 18.45 Uhr | Eröffnung und Begrüßung
19.00 – 21.30 Uhr
The Ongoing Nakba – Geschichte und Struktur einer 100jährigen Kolonialisierung
Vorträge und Podiumsdiskussion mit:
· Joseph Massad, Dozent an der New Yorker Columbia University für "Modern Arab Politics and Intellectual History", USA
· Salman Abu Sitta, Gründer und Präsident der Palestine Land Society, Großbritannien
Bestimmendes Selbstverständnis hegemonialer Wissenschaften in Europa und den USA ist das Prinzip der Objektivität. Die „historische Wahrheitsfindung“ im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikt kann daher – so scheinen es die gängigen Diskurse zu suggerieren – nicht durch die Einbeziehung palästinensischer Narrative ergänzt werden, da diese „parteiisch“ und „subjektiv“ wären, die israelischen Narrative hingegen den Kriterien objektiver Wissenschaft entsprächen. Die reale Vertreibung der PalästinenserInnen und die militärische Landnahme ging konsequenterweise zuerst mit der Negierung ihrer Existenz einher. Herzl erfand den Mythos vom „Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“, Golda Meir meinte noch, dass es „so etwas wie ein palästinensisches Volk“ nicht gäbe und der amtierende israelische Außenminister Lieberman forderte, alle arabischen Knesset-Abgeordneten hinrichten zu lassen und alle in Israel verbliebenen PalästinenserInnen zu deportieren. Liebermans Vorschläge sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die Negierung der historischen Nakba bis heute dazu führt, dass die unaufgearbeitete Geschichte die Gegenwart einholt und die fortgesetzte Nakba die palästinensische Bevölkerung bedroht.
Bis heute sind die Debatten insbesondere auch in Europa von Stereotypen gegenüber den palästinensischen Positionen geprägt. Inwieweit prägen Diskurse Fakten und Realitäten und umgekehrt Realitäten Diskurse?
21.30 – 22.00 Uhr
Buffet
Donnerstag, 20. Oktober 2011
14.00 – 16.00 Uhr
Workshop:
Die Konstruktion orientalistischer Fremdheit und okzidentaler Eigenheit am Beispiel des Nahostkonflikts
In den letzten Jahrzehnten setzten sich zahlreiche ambitionierte und beachtenswerte Projekte und Initiativen für ein für friedvolles Miteinander zwischen Israelis und PalästinenserInnen ein. Insbesondere inter/kulturelle Initiativen gelten dabei als mögliche Brücke der Verständigung. In einem Workshop wollen wir uns anhand einiger Beispiele die Herausforderungen und Hindernisse eines interkulturellen Dialogs zwischen PalästinenserInnen und Israelis erarbeiten.
16.00 – 16.30 Uhr
Kaffeepause
16.30 – 18.30 Uhr
Vortrag und Workshop:
Perspektiven und Hindernisse einer Gedenkarbeit zur Nakba in Israel
Umar al-Ghubari – NGO „Zochrot“
Die israelische NGO “Zochrot” arbeitet seit 2002 mittels Sensibilisierungskampagnen innerhalb der jüdisch-israelischen Gesellschaft für eine Geschichtsaufarbeitung in Israel/Palästina. Mittels Aktivismus, Workshops und Gedenkarbeit strebt Zochrot die Bewusstseinsbildung in Israel über die Vertreibungen und die palästinensische Nakba an. Ihr Ziel ist es, die Nakba zu „hebräisieren“ und die ethnischen Säuberungen in Palästina in die Diskurse innerhalb Israels und der jüdischen Gesellschaft hineinzutragen, mithin die ersten Voraussetzungen für einen zukünftigen Frieden zu schaffen. Siehe auch: www.zochrot.org.
18.30 – 19.00 Uhr
Pause
19.00 – 20.00 Uhr
Vortrag:
Mapping Palestine: for its Survival or its destruction?
Präsentation des “Atlas of Palestine 1917- 1966”.
Salman Abu Sitta
Der palästinensische Wissenschafter Salman Abu Sitta forscht seit über 40 Jahren zur palästinensischen Geschichte vor, während und nach der Staatsgründung Israels. Dabei dokumentierte er nicht nur die Nakba, sondern zeichnet ein umfassendes Bild der palästinensischen Gesellschaft vom Anfang des vorigen Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Sein jüngstes Buch „Atlas of Palestine“ (re)konstruiert dabei ausgehend von britischen, zionistischen und arabischen Quellen ein Land, das bis heute offiziell nicht existiert.
20.00 – 20.30 Uhr
Pause
20.30 – 22.00 Uhr
Podiumsdiskussion:
Das palästinensische Rückkehrrecht aus unterschiedlichen Perspektiven
Mit:
· Salman Abu Sitta
· Ali Hweidi (General secretary of the Palestinian NGO „Thabit“, Lebanon)
· Umar al-Ghubari
Mehr als 4 Millionen palästinensische Flüchtlinge sind heute bei der UNRWA (United Nations Relief and Works Agency) registriert, weitere Zehntausende gelten als unregistrierte oder sogenannte Non-ID-Flüchtlinge, die von UNRWA-Leistungen ausgeschlossen sind. Mehr als eine Million PalästinenserInnen leben in Flüchtlingslagern in Jordanien, Libanon und Syrien. Das Rückkehrrecht ist für viele PalästinenserInnen eine existenzielle Frage, da es die im Krieg 1948 erlittenen Vertreibungen, Enteignung und historische Ungerechtigkeit verkörpert. Seit 1948 wurde das Recht auf Rückkehr in der Resolution 194 der UNO-Generalversammlung verbrieft. Dennoch wurde es bei allen bisher präsentierten Friedensinitiativen ausgespart und vertagt. Ist das Recht auf Rückkehr eine realisierbare Option? Ist das Rückkehrrecht Hindernis oder Voraussetzung für einen dauerhaften und gerechten Frieden in Israel/Palästina?
Freitag, 21. Oktober 2011
14.00 – 16.00 Uhr
Vortrag und Workshop:
Zionismus und Raumplanung am Beispiel Jerusalems/Al Quds
· Viktoria Waltz (Architektin, Expertin in Raumplanung, Deutschland)
Die Schaffung eines Staates mit jüdischer Bevölkerungsmehrheit – wenn nicht eines ethnisch gesäuberten jüdischen Staates – war Ziel der zionistischen GründerInnen Israels. Mit den Vertreibungen 1948, und in weiterer Folge der Besatzung Rumpfpalästinas 1967, wurde dieses Ziel ein Stück weit realisiert. Dennoch lebt eine palästinensische Minderheit in Israel als BürgerInnen zweiter Klasse und in den besetzten Gebieten Millionen PalästinenserInnen unter israelischer Besatzung. Die israelische Bürokratie setzt zahlreiche Maßnahmen mittels Siedlungsbau, dem Bau der Trennungsmauer oder israelischer Bau – und Planungsgesetze palästinensisches Land zu enteignen und die Vertreibungen in einem „legalisierten“ Rahmen fortzusetzen. In ihrem Vortrag und Workshop gibt Viktoria Waltz, ehemalige Dozentin an der Fakultät Raumplanung der Universität Dortmund und ehemalige Regierungsberaterin des palästinensischen Wohnbauministeriums in Gaza und Ramallah Einblicke in die raumplanerischen Ein- und Ausbürgerungsmaßnahmen des israelischen Staates.
16.00 – 16.30 Uhr
Kaffeepause
16.30 – 18.00 Uhr
Vorträge und Podiumsdiskussion:
“NGOisierung” in der Westbank und in den palästinensischen Flüchtlingslagern: Selektive westliche GeldgeberInnen-Politik und die Rolle von NGOs.
Mit:
· Fawaz Hammad – Dozent für Gesundheitsökonomie an der Arab American University Jenin
· Ali Hweidi
· Viktoria Waltz
Non-Profit-Organisationen und Non-Government-Organisationen spielen in vielen Gesellschaften eine immer wichtiger werdende Rolle um mangelnde staatliche Agenden zu kompensieren, zu erweitern oder gar zu ersetzen. In den besetzten Gebieten und in den palästinensischen Flüchtlingslagern fällt NGOs die wesentliche Aufgabe zu, fehlende Sozialleistungen, Bildungs- und Empowering-Möglichkeiten sowie andere sozialpolitische Projekte und Initiativen zu schaffen. Oftmals sind NGOs dabei auf Gelder aus öffentlicher Hand angewiesen. Am Beispiels Palästinas zeigt sich jedoch auch, dass die US-amerikanischen und europäischen Richtlinien zur Vergabe von entwicklungspolitischen Hilfsgeldern manchmal zweifelhafte Ergebnisse zeitigen und nicht selten politisch motivierte Einflussnahmen eigenständige palästinensische Projekte unterbinden. Inwieweit erreicht die westliche GeldgeberInnen-Politik ihre deklarierten Intentionen, an welchen Punkten verfehlt sie das Ziel und inwieweit verfolgen NGOs bisweilen eine interventionistische westliche Politik stellvertretend für ihre Regierungen?
18.00 – 18.30 Uhr
Pause
18.30 – 20.00 Uhr
Vortrag:
Out of the Frame – Der Kampf um die akademische Freiheit am Beispiel des Nahostkonflikts
Ilan Pappé (Israelischer Historiker, Autor und Professor an der Universität Exeter)
Kaum ein anderes Gebiet zeitgenössischer historischer Forschung wird derart erbittert umkämpft, wie die Erforschung der Geschehnisse vor, während und nach Gründung des Staates Israel. Der hegemonialen westlichen Historiographie ist der Begriff der Nakba bis heute nahezu unbekannt. Ilan Pappé zählt als israelischer Historiker zu der Generation israelischer Wissenschafter, die mit ihren Forschungsergebnissen weltbekannt wurden. In seinem jüngsten Buch „Wissenschaft als Herrschaftsinstrument“ illustriert Pappé den schwierigen Weg in einer hegemonialen akademischen Wissensproduktion neue Impulse zu setzen, die den Keim einer friedlichen Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts bergen könnten.
20.15 – 22.00 Uhr
Konzert mit Alp Bora
Im europäischen Istanbul geboren, im anatolischen Ankara und im orientalischen Bagdad aufgewachsen, fand Musiker Alp Bora 1998 seine wahre Heimat in Wien. Mit seinen Liedern gibt Alp Bora einen großartigen Einblick in die kleinen Volkslieder, die man in Anatolien schon als Kind von Mutter und Großmutter fast täglich zu hören bekam: Bei der Hausarbeit, beim Tee nach dem Essen oder als Gute-Nacht-Geschichte. Und man schenkt ihnen noch heute gerne Gehör.
Dabka-Tanzgruppe
Dabka ist ein Folkloretanz, der in diversen Ländern des Nahen Ostens um das östliche Mittelmeer getanzt wird, insbesondere auch in Palästina. Bis heute ist dieser schwer zu erlernende Tanz für viele PalästinenserInnen zum Symbol für die Verbindung zu Palästina geworden
19. – 20. Oktober 2011:
Ausstellung palästinensischer Handwerkskunst – präsentiert von der NGO “Thabit”, Libanon
Konferenzsprache: Englisch, Deutsch
Eine Veranstaltung von: Dar al Janub – Verein für antirassistische und friedenspolitische Initiative
Details und aktuellstes Programm: www.dar-al-janub.net/Remapping_Palestine
Gefördert von:
Österreichische Entwicklungszusammenarbeit
Stadt Wien – Wien Kultur
In Kooperation mit:
Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen
Pax Christi Österreich
Anna Lindh Foundation Austria
Koordinationsforum zur Unterstützung Palästinas