Michel Kilo: zunehmende Ermüdung des Assad-Regimes

09.10.2012
Prominenter syrischer Oppositioneller in Wien
Vor mehr als hundert Leuten versprühte der weithin respektierte Oppositionelle Michel Kilo, von dem Hafiz al Assad gesagt haben soll, dass er sein gefährlichster Feind werden werde, Optimismus. Der Kampf gehe in sein letztes Drittel.
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Kilo befand sich auf Einladung des Österreichisch-Arabischen Kulturzentrums (OKAZ) in Wien und Graz im Rahmen der Diskussionsreihe „Arabischer Frühling“. In der Bundeshauptstadt wurde die Veranstaltung gemeinsam mit dem Österreich-Koordinationsrat zur Unterstützung der syrischen Revolution sowie der Antiimperialistischen Koordination (AIK) organisiert. In der steirischen Hauptstadt kam der Vortrag durch die Kooperation von Welthaus, Katholischer Hochschulgemeinde Graz und Pax Christi zustande.

Kilo wies den Vorwurf, dass Syrien in einem konfessionellen Bürgerkrieg versinke, entschieden zurück. Im Gegenteil, es handle sich um die größte und tiefste demokratische Bewegung der arabischen Welt, die die Diktatoren und die regionale Ordnung zutiefst erschüttere.

An der Bewegung beteiligten sich Menschen aller Konfessionsgruppen und Nationalitäten, denn Syrien habe eine jahrhundertealte Tradition der Toleranz und Integration. Gleichzeitig sei auch das Regime kein allawitisches, wie oft behauptet würde. Es sei vor allem die wirtschaftliche Elite ohne Anschauung der religiösen Zugehörigkeit, die das Regime nach wie vor stütze und deren irreguläre Shabiha-Milizen bezahle.

Angesprochen auf das ausländische politische wie militärische Eingreifen meinte Kilo, dass es diese sowohl von iranischer als auch von Seiten des Golfs gäbe. Letzteren gehe es darum Syrien als Machtfaktor zu zerstören. Dem Westen käme das durchaus zupass, denn ihr größter Feind sei die Demokratie. Das gelte insbesondere auch für Israel, das damit seine Macht ausweiten könne. Solange Assad das Land in Schutt und Asche legt, würde der Westen nicht eingreifen. „Nur das Volk kann Syrien befreien“. Daher lehnt Kilo jedes militärisches Eingreifen von außen ab.

Die demokratische Bewegung begann friedlich und für Reformen. Die Strömung von Michel Kilo bot eine nationale Versöhnung an, doch das Regime antwortete mit Gewalt und noch mehr Gewalt. Für Baschar gäbe es kein Volk und keine Revolution, nur ausländische Intervention – bis heute.

Nach wie vor bliebe das Ziel eine politische Lösung. Von Seiten der Revolution dürfe diese Option nicht aus der Hand gegeben werden, auch wenn die Türen des Regimes momentan geschlossen seien. Ein politischer Prozess könne beginnen, wenn das Regime das Töten stoppe. Das könne zu einem Waffenstillstand führen. In der Folge müssten rasch die politischen Gefangenen befreit und das Recht auf freie Meinungsäußerung inklusive friedlicher Demonstrationen gewährt werden.

Als nächsten politischen Schritt kündigte Kilo die Formierung eines „Weisenrates“ an, der alle Strömungen der syrischen Bevölkerung in ihrer gesamten Breite umfassen werde – als revolutionär-demokratische Front als Schritt zu einer Übergangsregierung ebnen solle. Ausgeschlossen seien nur die Extremisten, die des alten Regimes genauso wie die islamischen Fundamentalisten.

Michel Kilo rief dazu auf mit allen möglichen Initiativen die demokratische Revolution in Syrien zu unterstützen, die auf Europa positiv zurückwirken werde.

Im Rahmen seiner Anwesenheit in Wien absolvierte Kilo sowohl einen Besuch im Außenministerium als auch bei Kardinal Schönborn. Dabei kritisierte er die Rolle syrischen Kirchenvertreter, die nach wie vor das Assad-Regime unterstützen.

Medienberichte:

Interview Michel Kilo mit ORF am Freitag 5.10, ZIB3

http://tvthek.orf.at/topics/Syrien-Krise/4723791-ZIB-24/segments/4723797...–Journalist-Michel-Kilo

Interview Michel Kilo in der Presse am Freitag 05.10.2012

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1297675/Es-gibt-immer-me...

Interview Michel Kilo in der Kleinen Zeitung, 06.10.2012

http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/unruhen/3135058/syrer-si...

Interview Michel Kilo im Kurier, 07.10.2012
http://kurier.at/nachrichten/4514868-sind-im-letzten-drittel-des-kampfes...

Verweise