Rede von Oberrabbiner Friedman auf der Demo gegen den Libanon-Krieg

29/07/2006

Orthodoxe Antizionistische Jüdische Gemeinde Wien

Oberrabbiner Moishe Ayre Friedman

Rede des Oberrabbiners der Orthodoxen Antizionistischen Jüdischen Gemeinde in
Wien, Moishe Arye Friedman

gehalten am Wiener Stephansplatz
anläßlich der Kundgebung vom Freitag, den 28. Juli 2006, gegen den
zionistischen Terror im
Libanon.

Im
Namen des Allmächtigen Gottes

Grüß
Gott, Salem Aleikhum
Sehr geehrte
Herren!
Sehr geehrte Damen!
Liebe
Freunde!

Es ist mir eine außerordentliche Ehre, hier bei
Ihnen auftreten zu können, da ein großer Teil der hier Anwesenden mir bekannt
ist, ja ich mit Ihnen in Kontakt stehe und oft gut befreundet bin. Wir sind
heute hier in erster Linie zusammengekommen, um die barbarischen zionistischen
Terrorangriffe auf den Libanon und deren westliche Unterstützer auf das
schärfste zu verurteilen, unser Entsetzen über die humanitäre Katastrophe der
libanesischen Zivilbevölkerung auszudrücken und unsere volle Solidarität und
Unterstützung für das libanesische Volk und seine Widerstandskämpfer, allen
voran für die Hisbollah und ihren Führer, Scheich Hassan Nasrallah, zu
bekunden.

Ich weigere mich das, was zur Zeit im
Nahen Osten geschieht, mit dem Begriff "Krieg" zu bezeichnen, wie dies heute
gern getan wird. Denn wir haben es einerseits mit einem Staat zu tun, dessen
Souveränität ohne jeden Grund verletzt wird sowie mit einer schiitischen
Widerstandsbewegung, deren Existenzrecht ebenso unbestreitbar ist, und
andererseits mit dem zionistischen Regime, das sowohl biblisch als auch
historisch kein Existenzrecht und keinerlei Legitimation auch nur auf einen
einzigen Millimeter des Heiligen Landes hat bzw. haben kann, das nach den
Grundsätzen unserer jüdischen Religion keinen Anspruch auch auf nur einen
einzigen Millimeter des Heiligen Landes hat. Ganz im Gegenteil, ist für jeden
gläubigen Juden dieses zionistische Regime die größte Rebellion gegen den Willen
Gottes, das daher auch zu einer der größten Katastrophen in der gesamten
Menschheitsgeschichte geführt hat und weiterhin führt. Der Zionismus ist der
größte Verrat an unserer eigenen jüdischen Religion, aber auch an unseren
islamischen und christlichen Glaubensbrüdern. Eine direkte oder indirekte
Anerkennung des zionistischen Regimes kommt daher für das gläubige Judentum nie
in Frage und wird nie in Frage kommen.

Die
grundlegende und tragende Identität des jüdischen Volkes liegt ausschließlich in
seiner Religion. Der Zionismus versucht, diese jüdische Identität zu einer
gottlosen nationalistischen Bewegung zu transformieren und strebt letzten Endes
die Ausrottung jeder Gläubigkeit an Gott in der gesamten Menschheit an. Darüber
hinaus betreibt er die Eliminierung der arabischen Bevölkerung Palästinas, ja
sogar jener der benachbarten Länder. Durch den Verweis auf das Leiden
unschuldiger Juden im Zweiten Weltkrieg bzw. durch die Instrumentalisierung
dieses Leidens hat der zionistische Staat seine ethnischen Säuberungen und sein
barbarisches Vorgehen gegenüber der arabischen Bevölkerung seit Jahrzehnten
gerechtfertigt, wobei diese Akte der Grausamkeit im Unterschied zu ähnlichen
Vorgängen in der Vergangenheit offen vor den Augen der gesamten
Weltöffentlichkeit betrieben wurden. Der friedliebenden arabischen Bevölkerung
des Nahen Ostens wurde hingegen nicht das kleinste Recht auf Selbstverteidigung
eingeräumt.

Dennoch wurde ein solcher Widerstand
unter großen Opfern geleistet, nur Dank dieses Widerstands nimmt der Westen im
bestimmten Maße dieses Problem letztlich doch ernst. Wobei hinzuzufügen ist,
dass die bisherige Erfolge Palästinas die arabische und islamische Welt
ausschließlich den Widerstandskämpfern zu verdanken hat. Dennoch haben
verschiedene Marionettenregierungen der arabischen Welt, um kurzfristiger
Geschäfte mit den imperialistischen Mächten des Westens Willen, damit begonnen,
hinter dem Rücken ihrer eigenen Bevölkerung, den zionistischen Staat Israel
anzuerkennen und Verträge mit ihm zu schließen. Dieser Verrat an den
Palästinensern und der eigenen Bevölkerung hat die gegenwärtige Katastrophe
ermöglicht.

Sogar der Papst hatte in der Folge
des 2. Vatikanischen Konzils die ursprünglichen Positionen des katholischen
Glaubens verlassen und den zionistischen Staat Israel anerkannt, wohl auch, weil
der moralische Druck der weltweiten zionistischen Lobby bzw. der Vorwurf des
Antisemitismus nicht mehr zu ertragen war. Sogar im Libanon haben die Christen
im Zuge dessen begonnen, in den letzten Jahrzehnten mit dem zionistischen Regime
gemeinsame Sache zu machen. So hat abscheulicherweise diese Woche eine
christlich-libanesische Ministerin in einem ausführlichen Interview mit der BBC
genau die gleichen Positionen wie Israel und die USA vertreten.

Diese Haltung steht aber nicht für das
Christentum, bzw. den Katholizismus als solchen, im Gegenteil, es ist die
Haltung viele Katholiken eine ganz andere.

Viele
Christen im Libanon halten sehr enge Beziehungen mit der Hisbollah und sehen
auch für ihre eigene Religion die Notwendigkeit einer Rückkehr zu den eigenen
Wurzeln und zur strengen Gläubigkeit an Gott als Herrn der Welt. Diese Christen
erkennen auch die Wichtigkeit der Bekämpfung der Zionismus und seiner Verbrechen
und setzen sich für die unschuldigen Opfer des heroischen Widerstandes
ein.

Wir müssen, was den gegenwärtigen Kampf
betrifft, deutlich darauf hinweisen, dass sich die zionistische Propaganda, der
es angeblich um einen Kampf gegen Selbstmord-Attentäter, für die Verteidigung
der Demokratie im Nahen Osten und angebliche Verteidigung von UNO-Resolutionen
geht, mittlerweile eindeutig als Märchen entpuppt hat und Israel nicht gegen
angebliche Selbstmordattentäter vorgeht, sondern gegen den souveränen Staat
Libanon und seiner Bevölkerung, wobei die Umständen von Gefangennahme von
Soldaten das meist legitimierte Ziel der Welt ist. Aber niemand in der Welt
kümmert (ausgenommen die Widerstandskämpfer) das schwere Los Tausender
gefangenenrPalästinenser, Libanesen und sonstigen arabischer, islamischer
Gefangenen, die vom zionistischen Terror ihrer Freiheit beraubt, seit
Jahrzehnten in den Kerkern des zionistischen Regime schmachten. Es erübrigte
sich hier zu sagen, dass die UNO-Resolutionen sowiewie das Völkerrecht und die
angebliche Demokratie längst eine Einbahnstraße für die Zionisten
ist.

Abschließend möchte ich der Hisbollah und
deren Führer Scheich Hassan Nasrallah meine Hochachtung für ihren Kampf
aussprechen und zu ihren großartigen Erfolgen herzlichst gratulieren. Es gibt
natürlich noch weitere Widerstands-Kämpfer im Nahen Osten, die aus
Glaubensüberzeugung und Anstand für deren Volk und Glaubensbrüder viel geleistet
haben und ist mir wohl bewusst, dass es die Hisbollah zu schätzen weiß, ist aber
die Leistungen der Hisbollah für den Libanon, Palästina und im übrigen für die
gesamte arabische und islamische Welt eine ganz besondere. Darüber hinaus
appelliere ich herzlichst an den anderen Widerstandskämpfer den internen
Differenzen beibeizulegen um sich gegen den gemeinsamen Feind der Zionismus zu
vereinigen bzw. den Respekt und Dankbarkeit für die Hisbollah kundzumachen. Der
Tod so vieler unschuldiger Zivilisten ist tief zu betrauern, doch wird der
heldenhafte Widerstand der Hisbollah in die Geschichte eingehen als der Anfang
vom Ende des Zionismus und seines Staates
Israel.

Inschallah, so beten und hoffen wir,
dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Lösung kommen wird, die
vollständige Auflösung des zionistischen Regimes und sie alle, anstatt in den
Bunkern, ihre vollständige Befreiung mit uns gemeinsam in der Öffentlichkeit
feiern werden, in Beirut, Bagdad, Teheran und allen voran eine vollständige
Befreiung von ganz Palästina und ein von Zionismus befreites Jerusalem. AMEN

Wien, 28. Juli 2006