Endgame?

Seminar: Der Euro in der Krise
Details
Date: 
Samstag, 15. Oktober 2011 - 15:00
City: 
Wien
Okaz, Gußhausstr. 14/3, 1040 Wien
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15.10.: mit E. Finalis, Kommunistische Organisation Griechenlands; A.F. Reiterer, Soziologe; St. Hinsch, Ökonom

15h, Stefan Hinsch, Ökonom:
„Wenn Deutschland nicht ein Mindestmaß an sozialem Ausgleich akzeptiert, dann ist das das Ende der Euro-Zone“

16h30, Albert F. Reiterer, Soziologe:
„Die Euro-Rettungsschirme sind der Versuch der unmittelbaren Kontrolle Südeuropas durch die kapitalistischen Zentren“

18h, Errikos Finalis, Aktivist, Kommunistische Organisation Griechenlands:
„Die Griechische Bevölkerung verblutet für die Interessen der Oligarchie“

Die Euro-Krise ist eine politische Krise. Es ist eine Krise des politischen Modells der EU. Sie, das supra-nationale bürokratische Imperium, wollte die Einheitswährung Euro als eine eiserne Faust einsetzen: damit will sie neoliberale Disziplin im Zentrum und im ersten Kreis der Peripherie, im Mittelmeer-Raum und im europäischen Osten, erzwingen. Die herrschenden Eliten übersahen zweierlei: Die wirtschaftliche Basis, die unterschiedliche Produktivität in Deutschland und in Griechenland, ist nicht nach Belieben manipulierbar – sie hätten dies in ihren eigenen ökonomischen Traumbüchern nachlesen können. Und die Menschen sind heute nicht mehr fraglos unterwürfig und lassen alles mit sich machen.

Der Anlass für diese Bemühung ist natürlich die „Griechenland-Krise“. Das Land wurde von seiner eigenen politischen Klasse unter Kollusion der europäischen Bürokratie zuerst mit der Euro-Einführung in den langfristigen Ruin getrieben. Nunmehr wird es durch eine „Wirtschaftsregierung“ entmündigt, wie vor einem Jahrhundert andere periphere Länder auch. Neu aber ist: Noch niemals wurden in diesem Ausmaß private Risiken (zwischen 250 – 300 Mrd. €) vollständig von öffentlichen Händen übernommen, die in wenigen Monaten abzuschreiben sein werden.

Wir wollen am 15. Oktober nach den ökonomischen und politischen Bedingungen der Imperiums-Bildung fragen:

(1) Warum wurde der Euro zum Hauptmittel des sozio-ökonomischen Prozesses, und was bedeutet dies für die unmittelbare und die mittelfristige Zukunft?

(2) Was heißt dies politisch, an der Oberfläche und in der Systemstruktur? Die Sozialdemokratien in Portugal, Spanien und Griechenland werden bei den Wahlen abgestraft, aber dies kommt unmittelbar den alten Konservativen zugute. Was sind die politischen Voraussetzungen und Folgen für die Peripherie, für das Zentrum (u. a. Österreich) und für den Gesamtverbund EU?

(3) Gibt es Elemente einer linken Strategie, die darauf national und supranational antworten oder antworten könnten? Wie sehen solche Elemente aus?

Personenkomitee der Ungläubigen*: Gernot Bodner, Lateinamerika-Experte; Klaus Boos, ehemaliger maoistischer Aktivist; Stefan Hinsch, Ökonom; Hannes Hofbauer, Publizist und Verleger; Wilhelm Langthaler, Antiimperialist; Albert F. Reiterer, emeritierter Uni-Dozent

* Wir glauben nicht an die zum Dogma erhobene selbstregulierende Kraft des Marktes, sondern sind davon überzeugt, dass politisch im Interesse der globalen Mehrheit in die Wirtschaft eingegriffen werden muss.