Gegen die DU-Folgen, gegen den kommenden Krieg

25.02.2003

Teilnehmer der Human Shields Austria

Bericht aus Bagdad

Gestern, am Sonntag dem 23. Februar hat eine groessere Gruppe von Human Shields in einem Kraftwerk in der Naehe von Bagdad Stellung bezogen.

Weiters geplant ist die Praesenz von menschlichen Schutzschilden bei einer Wasseraufbereitungsanlage und einem Lebensmitteldepot. Weitere Projekte, wie der Einsatz bei einer Raffinerie, aber auch mehrere im Sueden des Landes, in der Naehe von Basra, sind in Vorbereitung.

Dabei geht es in erster Linie um die Zivilbevoelkerung, deren Versorgung mit Wasser, Nahrungsmitteln und Treibstoff im Kriegsfall gesichert werden soll. Vom Erdoel haengt das ganze Transportwesen ab.

Ein Teil der oesterreichischen Gruppe will zusammen mit AktivistInnen aus dem Spanischen Staat, die sich zur Gruppe EPI (Escudos por Irak, Schutzschilde fuer den Irak) zusammengeschlossen haben und mit KriegsgegnerInnen aus der Tuerkei (darunter ein fuehrender Aktivist der Menschenrechtsorganisation IHD) demonstrativ ein Zelt vor dem Bagdader Kinderkrankenhaus aufstellen. Sie wollen damit insbesondere gegen die Folgen des Einsatzes von Munition aus abgereicherten Uran (depleted uranium, DU) protestieren. Ein Grossteil der etwa 200 Kinder dieses Krankenhauses ist an Leukaemie erkrankt. Zahlreiche Leukaemie-Faelle werden mit dem Einsatz von DU in Verbindung gebracht.

Darueber hinaus koennten viele Kinder geheilt werden, wenn ihnen Medikamente zugaenglich waeren, deren Einfuhr verboten ist.

Der Oberarzt des Bagdader Kinderkrankenhauses Dr. Mohammed Daham Hassan ersucht dringendst darum, bei Reisen nach Bagdad eine Reihe von Medikamenten mitzubringen, mit denen das Leben der Kinder gerettet werden koennte. Er hat eine Liste von ansonsten gaengigen Medikamenten zusammengestellt und bittet, sie der Presse und der Oeffentlichkeit bekannt zu geben.

Insofern versteht sich die Zeltaktion, sowie die Informationsaktion ueber das Kinderkrankenhaus als politischer Einspruch gegen das moerderische Embargo.

Eine Teilnehmerin der oesterreichischen Delegation zieht in die Wasseraufbereitungsanlage. Vom Schutz dieser Anlage haengt die Trinkwasserversorgung von Hundertausenden in der Region Bagdad ab.

Das politische Spektrum der Human Shields in Bagdad ist aeusserst vielfaeltig. Es geht von US-Golfkriegsveteranen ueber katalanische GewerkschaftsaktivistInnen der CGT, islamische Kraefte, engagierte ChristInnen bis zu VertreterInnen der US-amerikanischen Gruenen.

Bei einer Kundgebung der KriegsgegnerInnen aus der Tuerkei, an der auch die Musikgruppe Yorum teilnahm, zog die Bevoelkerung begeistert mit.