Hände weg von der Welt!

16.03.2002

Aufruf für das Antiimperialistische Sommerlager 2002, Assisi, 3. - 10. August 2002

In ihren heiligsten militärischen Symbolen getroffen, nämlich dem maßlosen Reichtum und dem unverletzlichen Despotismus, haben die USA, anstatt einen Schritt zurück zu gehen, eine hysterische militärische Eskalation losgetreten, um ihre Vorherrschaft über die Welt abzusichern. Bush hat klar ausgedrückt, dass die Aggression gegen Afghanistan, nach der auf Jugoslawien, nur eine Vorspeise war. Das nächste Opfer seines imperialen Größenwahns wird der Irak sein, ein Land, das bereits von einem gnadenlosen und grausamen Embargo ausgeblutet wurde. Und danach? Auf der schwarzen Liste des Imperators befinden sich Nordkorea, der Iran, Somalia, Kuba und Kolumbien. Welches Land auch immer sich weigern sollte, sich den USA zu unterwerfen, auf seine nationale Souveränität zu verzichten, wird weggefegt werden. Palästina ist der Punkt, in dem sich alle explosiven Widersprüche der "Neuen Weltordnung" konzentrieren. Israel ist das Symbol der absoluten Ungerechtigkeit, der zum System erhobenen Illegalität, des zur Gewohnheit gewordenen Ausrottungskrieges, der schamlosen Vergewaltigung der elementarsten Menschenrechte. Das alles mit voller Unterstützung der USA und unter vollkommener Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft. Solange Palästina nicht frei sein wird, wird auch die ganze Welt in Sklaverei verbleiben.

Wir befinden uns schon in einem systematischen, ununterbrochenen Weltkrieg. Das Endziel ist klar. Da die kapitalistische Globalisierung ein System ist, das Chaos und Konflikte produziert (Afghanistan), Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten anwachsen lässt (Argentinien), sind die USA der Ansicht, dass die einzige Möglichkeit, an der Macht zu bleiben, sei, die Ketten noch enger zu ziehen, mit denen sie die Menschheit in Unterdrückung halten. Sie zielen darauf ab, das erste alleinige Imperium der Welt zu werden, ein totalitäres Pyramidensystem, mit dem Weißen Haus als Sitz der Zentralregierung und einer Reihe von Verbündeten-Satteliten rund herum, die von Zeit zu Zeit dazu eingesetzt werden, die Verteidigung der bedrohten Grenzen sicherzustellen oder jedwede Opposition zu unterdrücken. Wir sind an dem Punkt angelangt, dass Bush eine Liste mit weltweit siebzig als terroristisch betrachteten und mit allen Mitteln zu bekämpfenden Organisationen aufgestellt hat. Ein großer Teil dieser Organisationen sind nationale Befreiungsbewegungen, Guerilla-Bewegungen mit Massenunterstützung, kommunistische oder islamische Vereinigungen, die sich dessen schuldig gemacht haben, die amerikanische Arroganz zu verurteilen. Der Imperator hat sich folglich das Recht heraus genommen, zuzuschlagen, wie er will, wann er will und wo er will. Und da wir uns nicht einschüchtern lassen dürfen, werden wir auch dieses Jahr diese Bewegungen auf unser Sommerlager einladen, damit alle ihre Stimme hören und die Wahrheit über sie erfahren können.

Wir befinden uns vor einem kolossalen terroristischen Destabilisierungsplan des gesamten Planeten. Bush stellt die ganze Menschheit vor einen Scheideweg: durch Kampf diesen paranoiden Plan aufhalten oder nachgeben, für die Freiheit kämpfen oder die Sklaverei akzeptieren. Die USA stellen fest, dass "wer nicht mit uns ist, der ist gegen uns" und zwingen jeden einzelnen zur Wahl: entweder auf der Seite des imperialen Despotismus oder auf der anderen. Einen Mittelweg gibt es nicht. Wer sich auf die Seite der Diktatur stellt, kann sich darauf beschränken, die Augen zu verschließen, vorzugeben, die Schmerzensschreie aus allen Teilen der Welt nicht zu hören. Wer es hingegen als unmoralisch ansieht, das Schicksal der Menschheit in Händen des Doktor Seltsam zu belassen, muss den Mut aufbringen, den Befreiungskampf der unterdrückten Völker zu unterstützen, was auch immer deren Methoden, bewaffnete oder gewaltfreie, seien.

Mit dem Ziel, alle ablehnenden Stimmen zu ersticken, hat Bush nicht gezögert, sich diktatorische Vollmachten zu übertragen. Wer in den USA es wagt die unterdrückten Völker zu unterstützen, wird wegen Verdacht auf Terrorismus hin untersucht, als Spion des Feindes verfolgt und schließlich verhaftet. Die mit den USA verbündeten Länder, unter ihnen Europa, setzen dieses Theorem mit Eifer um, indem sie repressive Gesetzgebungen verabschieden, welche die Bürger in Unterworfene ohne Stimme verwandeln, und die Demokratie in Oligarchie. Wenn die Globalisierung die Menschheit in ein und denselben Topf geworfen hat, so ist der Imperialismus dabei, die Mauer abzureißen, welche die Kämpfe des Nordens von jenen des Südens trennen. Der Kampf ist der selbe, überall geht es um Freiheit, Demokratie, die Möglichkeit einer Zukunft in Brüderlichkeit und sozialer Gerechtigkeit. Niemals noch war es so wichtig wie heute die alten Gräben zu überbrücken, die antiimperialistischen Kräfte und die Arbeiterorganisationen und die kämpfenden Bewegungen des Welt Sozial Forums zu vereinigen. Nicht um die Globalisierung zu "demokratisieren", sondern um dem Imperialismus ein Ende zu bereiten.
Eine andere Welt ist möglich.
Dem Kapitalismus ein menschliches Gesicht zu geben, nicht!

3. März 2002