Nadschaf: Ambivalenter Sieg für den Widerstand

05.09.2004

Wien, 2.9.2004

Zieht man das riesige Mißverhältnis der militärischen Kräfte in Betracht, so ist der Rückzug der US-Marines aus Nadschaf ein Sieg in einer weiteren Schlacht des Widerstands gegen die Besatzung. Weder die Mitglieder noch der Führer der Mahdi-Armee wurden verfolgt, sondern sie durften den Kampfplatz als freie Männer verlassen. Obwohl die Entwaffnung der Widerstandskämpfer abgesprochen worden war, konnte sie tatsächlich nicht vollständig umgesetzt werden. Geschützt von einem Volksmarsch der zur Unterstützung gekommen war, konnten die Kämpfer aus der Umkreisung entwischen, und ihre Bewaffnung größtenteils sichern. Es genügt diese Tatsachen mit den leeren Drohungen des irakischen Marionettenregimes zu vergleichen, das versprochen hatte "Muqtada eine Lektion zu erteilen, die er niemals vergessen werde".

Tatsächlich ist die Lektion die erteilt wurde deutlich sichtbar – Widerstand gegen den militärisch vollkommen überlegenen Besatzer ist möglich, womit die Erfahrung aus Faludscha vom letzen April bestätigt werden konnte.

Die Verteidigung von Nadschaf hat ohne Zweifel den politischen Einfluß von Muqtada al-Sadr und seiner Bewegung gegen die Besatzung weiter gestärkt. Die westlichen Medien versuchten das Ende der Konfrontation ohne Machtprobe als einen Erfolg es kollaborierenden Ayatollah Ali al-Sistani zu verkaufen. Tatsächlich ist es genau anders herum. Die Besatzer hatten al-Sistani genau vor dem Angriff auf Nadschaf und die Mahdi-Armee nach London evakuiert. Mit einer Verlängerung des Kampfes wäre der Druck auf ihn, den heiligen Schrein und seine Verteidiger vor der US-Aggression zu erretten unerträglich für ihn geworden. Der politische Druck der Volksmassen zwang ihn zu intervenieren und so auch al-Sadr zu verteidigen. Als sich seine Demonstration zum Schutz des Schreins Nadschaf näherte, schlossen sich diesem tausende Unterstützer Muqtadas an und Bilder von al-Sadr waren dann ebenso häufig zu sehen wie jene von Sistani. Selbst der grausame Angriff auf den Marsch durch irakische Kollaborateure, durch den Dutzende getötet wurden, konnte ihn nicht stoppen. Auch wenn es niemand wagt die religiöse Würde des Marja zu berühren, so zwang al-Sadr politisch gesprochen al-Sistani dazu diese zu verteidigen.

Der Kampf von Nadschaf und die politische Neuordnung die entstand frustrierte die amerikanischen Versuche das Marionettenregime wieder zu stärken durch die "Machtübergabe". Es konnten keine weiteren signifikanten Kräfte gewonnen werden, das Regime zu unterstützen, das genauso isoliert ist wie der vorherige Regierungsrat, den es ersetzen sollte.

Dennoch, es bleiben zweideutige Aspekte betreffend Muqtadas zukünftigem Kampf gegen die Besatzung bestehen – eine Doppeldeutigkeit die latent seit dem Beginn des Widerstands gefunden werden konnte. Während viele seiner Unterstützer seine wiederholten Aufrufe das Kämpfen zu beenden ignoriert haben, kündigte Muqtada an, dass er am "politischen Prozess" teilhaben wolle. Was das genau bedeutet und welche Rolle die Mahdi-Armee spielen wird, bleibt – offensichtlich absichtlich – unklar. Es ist offensichtlich dass der militärische Widerstand mit der Schaffung einer politischen Front aller Kräfte des Widerstands kombiniert werden muss, so dass ein Embryo eines zukünftigen unabhängigen Staates gegen jenen der von den Besatzern geschaffen wurde, entstehen kann. Nichtsdestotrotz ist die Bedeutung, welche die Medien und die öffentliche Meinung dem "politischen Prozess" geben, gleich mit jenem, den die USA in Bewegung setzen wollen um einen Konsens für ihr Marionettenregime zu erzeugen.

In jedem Fall werden wir weiterhin den notwendigen bewaffneten Widerstand sowie alle Versuche dieser uneinheitlichen Volksbewegung eine vereinte Stimme in Form einer politischen Front zu geben, unterstützen.