Rede von Waltraud Schauer, Menschliches Schutzschild im Irak

27.09.2004

am 25.9. in Wien

Das Gegenteil von SCHLECHT; muss nicht unbedingt GUT sein, es kann auch NOCH SCHLECHTER sein. Diese Erfahrung haben auch jene Iraker machen müssen, die der amerikanischen Propaganda glaubten - die da verkündete mittels Bomben und Panzern, Freiheit und Demokratie in den Irak bringen zu können.
Mittlerweile haben sich die Tore der Hölle im Irak geöffnet und ein Ende ist nicht abzusehen.

Ich war vor dem Krieg im Irak, um gegen diesen ungerechtfertigten Krieg zu protestieren und ich war auch dieses Jahr im Jänner im Irak, Bagdad ist nicht wieder zu erkennen.

Abgesehen von den furchtbaren Zerstörungen herrscht absolute Gesetzlosigkeit. Autos fahren kreuz und quer, die meisten ohne Nummerntafeln, Stacheldraht und Betonmauern vor den Hotels, Straßensperren überall, die verursachen endlose Staus, kilometerlange Schlangen vor den Tankstellen, offiziell kostet ein Liter Benzin 20 Dinar, am Schwarzmarkt 500 Dinar, das können sich nur wenige leisten, deshalb müssen die meisten bis zu acht Stunden vor den Tankstellen warten um ihren Tank anfüllen zu können. Strom gibt es nur stundenweise, das heisst, kein Kühlschrank, kein Tiefkühler, kein Ventilator, was das heisst bei Temperaturen von 40-50 Grad im Sommer kann man sich vorstellen. Im Winter keine Heizung, und keine Möglichkeit warmes Essen zuzubereiten.

Ein Iraker sagte mir - Saddam war schlecht - aber wenigstens Strom und Benzin, Arbeit und Sicherheit (Bagdad war eine der sichersten Städte überhaupt vor dem Krieg) hatten wir und wer sich nicht gegen Saddam stellte wurde in Ruhe gelassen. Jetzt ist man nirgendwo sicher, und wir werden von unseren sogenannten Befreiern gedemütigt und gefoltert.
Eltern trauen sich nicht ihre Kinder in die Schule zu schicken, Frauen trauen sich nicht mehr ohne Schleier auf die Strasse und niemand weiss wenn er das Haus verlässt ob er auch wieder nach Hause kommen wird. So haben sich die Iraker Demokratie und Freiheit nicht in den kühnsten Alpträumen vorgestellt.

Im Jänner dieses Jahres war die Stadt voll von Gerüchten über die Zustände in den Gefängnissen und die Empörung darüber war überall zu hören und die Enttäuschung über die sogenannten Befreier grenzenlos.

Bagdad war vor dem Krieg eine pulsierende Stadt, mit unzähligen Cafes und Restaurants, die gut besucht und bis Mitternacht offen hatten. Es funktionierte der öffentliche Verkehr, es gab Strom ohne Unterbrechung und Benzin für jedermann. Frauen konnten ungestört ohne Schleier auf die Strasse, es gab keine Strassenkinder, und keine Metallberge auf den Stassen.

Bush trommelt zwar ständig, die Welt sei nach Saddams Sturz sicherer geworden, fragt sich nur für wenn, sicher nicht für die Iraker. Für wie blöd hält er eigentlich die Menschen außerhalb der USA. Er glaubt ja selbst nicht was er da verkündet, sonst müssten die Sicherheitsmassnahmen in den USA und ihren Einrichtungen auf der ganzen Welt nicht ständig verschärft werden.

Wir machen Fortschritte im Irak, wagt Bush zu sagen, aber jeder weitere Schritt von seiten der USA; bedeutet ein Schritt in den Abgrund für die Iraker.

Welch unermessliches Leid haben die USA dem Irak gebracht.

Es ist nur zu hoffen, dass den USA der Appetitt auf ähnliche Abenteuer und Grausamkeiten, ähnliche sinnlose Kriege für eine Weile wenigsten vergangen ist, die Iraker werden allerdings noch lange leiden müssen.
Deshalb amerikanische Truppen raus aus dem Irak, sie haben schon gengug Unglück gebracht und jeder weitere Tag im Irak wird weiteres Unglück in den Irak bringen, die Folgen der Sanktionen haben schon 500.000 Kindern das Leben gekostet, wieviele Iraker möchten sie noch sterben sehen. US Soldaten und ihre Willigen - raus aus dem Irak.