Bericht von einer Demonstration in Beit Awwa

04.10.2004

von Franz Bortenschlager

Heute, am 3. Oktober um 10:30 gab es eine gewaltfreie Demonstration mit dem Ziel, die Bauarbeiten der illegalen Apartheidmauer zu stoppen. Der Protest wurde angeführt von Frauen des Dorfes; auch Männer, internationale und israelische Menschenrechtsaktivisten nahmen teil, zusammen in etwa 300 Menschen.

Auf dem Weg zu den Bulldozern sangen die Demonstanten, hielten Banner ("who kills the trees, kills the peace") und Olivenzweige. Als die Demonstration die Baustelle erreichten, versuchte die Armee uns zurückzudraengen und warfen Tränengas und Soundbombs. Frauen standen vor den Soldaten und forderten lautstark das Recht auf ihr gestohlenes Land. Indem die Menschen auf der Baustelle standen - nur ein paar Meter von 3 Bulldozern entfernt, die von der Armee geschützt waren, gelang es ihnen, die Arbeit für ungefähr eine Stunde zu stoppen. Die Soldaten versuchten
die Menge durch intensiven Gebrauch von Tränengas und Sound Bombs und
durch Stossen und Schlagen zu zerstreuen; ohne Erfolg.
Daraufhin fingen sie ohne irgendeine Vorwarnung an, mit scharfer Munition
gezielt zu schiessen. 4 Menschen wurden schwer verletzt, einer von ihnen
ist immer noch in Lebensgefahr. Danach verwendeten sie Metallgeschosse
mit Gummiummantelung. Sie trafen und verwundeten eine Internationale, die
abseits filmte, schwer. Sie schossen auf die Menschen, die zurück ins Dorf
gingen. Dabei wurden mehr als 20 Männer, Frauen und israelische
Demonstranten getroffen.
Um etwa 1:00, lange nachdem der Protest vorbei war, kamen 2 Gruppen von
Soldaten in das Dorf. Sie schossen scharfe Muniton und Tränengas. Ihr
Hauptziel war die dörfliche Krankenstation, wo sich viele Menschen
befanden. Internationale und lokale Aktivisten beobachteten diesen
Menschenrechtsbruch und forderten die Armee auf, aufzuhören und sich
zurückzuziehen. Die Soldaten lachten, machten Witze und genossen
offensichtlich ihre Arbeit.
Ungefähr 60 Menschen wurden verletzt und in der Krankenstation von Beit
Awwa behandelt. Von diesen waren 21 so schwer verletzt, dass sie ins
Krankenhaus nach Hebron gebracht werden mussten. Kein Soldat wurde
verletzt.
Die Aggression war total einseitig. Während der ganzen Demonstration
wurde kein einziger Stein geworfen. Erst nachdem Palästinenser
angeschossen wurden, flogen ein paar Steine in in weiter Entfernung von den
Soldaten.