"Wir greifen wieder zu den Waffen"

01.08.2006

Aufruf der Libanesischen KP
aus: junge Welt vom 1.8.2006

* Die Kommunistische Partei des Libanon veröffentlichte am 29. Juli
in Beirut einen Aufruf "Zur Verteidigung unseres Landes und unseres
Volkes":

Libanesinnen und Libanesen, bereits seit
drei Wochen setzt die israelische Armee ihre Aggression gegen unser
Vaterland fort. Diese Aggression hatte schon am Anfang die Form eines
totalen Kriegs angenommen, in dem nichts verschont blieb: weder die
Zivilbevölkerung noch die Unterkünfte, nicht einmal die humanitären
Einrichtungen, Medien oder Infrastruktur. Die Todesmaschine traf
zuletzt sogar die internationalen Beobachter der UNIFIL (Truppen der
Vereinten Nationen im Libanon).

Diese Lawine der Barbarei und
des Vernichtungswahns, die unter dem Vorwand der Befreiung zweier
entführter israelischer Soldaten ausgelöst wurde, überschritt alle
Grenzen. Ihr Ziel ist in der Tat die niederträchtige Rache, und sie
nährt sich vom beispiellosen Haß gegen den Libanon und sein Volk. Sie
versucht, unter der Losung der Zerstörung der militärischen
Infrastruktur der Hisbollah, den denkbar größten Schaden unserem Land
zuzufügen. Dabei nutzt sie die feigsten und barbarischsten Mittel.

Was
die USA, den eingefleischten Befürworter der Aggression, anbetrifft:
diese haben uns durch ihre Regierung ihre Hoffnung auf die Entstehung
eines "Neuen Mittleren Osten", angekündigt, auf der Grundlage des seit
drei Jahren andauernden Feldzuges gegen das irakische Volk und mit dem
Bestreben, das Schicksal des arabischen Gebiets und der dort
befindlichen Reichtümer zu bestimmen.

Jedoch ist die
Todesmaschine gescheitert, auch wenn sie ihr Zerstörungswerk allseits
weiter fortsetzt. Und die Israelis wurden gezwungen, zu einer
Bodenoffensive zu greifen, dem Mittel, zu dem sie seit ihrem Rückzug
aus unserem Land im Jahr 2000 lieber nie wieder greifen wollten.

Seit
einer Woche versuchen sie vergebens, auf dem Gebiet der Küste
Maroun-Al-Ras und der Stadt Bint Dschbeil vorzurücken. Sie versuchen
vergebens, einen Teil unseres nationalen Territoriums wieder zu
besetzen, um unserem Volk ihre Bedingungen und die Bedingungen ihrer
Auftraggeber aufzuzwingen.

Dazu greifen sie zum Mittel der
Verbrechen gegen die Menschlichkeit, der Massaker an der
Zivilbevölkerung. Sie zwingen unsere Bürger, ihren Lebensraum zu
verlassen. All dies unter der wohlwollenden Protektion Washingtons, das
keine Möglichkeit der "Unterstützung" von Aggressoren scheut, selbst
wenn es sich dafür mit der ganzen Menschheit konfrontiert sähe.

Die
Brutalität der Aggression und die Gefahren (...) erfordern von der
libanesischen Regierung, mit ihrer Kompromißpolitik und mit jeglichen
Illusionen auf die amerikanische oder internationale Protektion (für
den Libanon) zu brechen. Die Vereinigten Staaten sind Verbündete der
Aggressoren: sie sind entsprechend als solche zu betrachten und zu
behandeln.

Das libanesische Volk und die Regierung sind
aufgerufen, sich im Kampf zu vereinigen, mit allem, was darunter zu
verstehen ist an Positionen sowie an Maßnahmen, sowohl in politischer
und militärischer Hinsicht als auch bezüglich der Sicherheit und des
Alltagslebens. Dies erfordert ebenfalls die Bildung einer Regierung der
Nationalen Einheit - der tatsächlichen Einheit -, deren Politik auf die
Unterscheidung zwischen den Freunden und den Feinden unseres
Vaterlandes fußen und deren Tätigkeit jegliche Hilfe und Unterstützung
für den Widerstand beinhalten wird - einen heroischen Widerstand, der
wieder einmal den Ruhm unseres Landes, aber auch seine Einheit und gar
seine Existenz gegenüber der israelisch-amerikanischen Kriegsmaschine
ausmacht.

Libanesinnen, Libanesen, Israel versucht wieder, unser
Land zu besetzen und uns zu zerstören. Und der islamische Widerstand
setzt seine heldenhaften Handlungen, seine Opfer und seine Siege fort,
während die libanesische Armee stillhält, trotz feiger und
abscheulicher Massaker an ihren Soldaten und Offizieren.

Die
Patriotenpflicht ruft uns auf, uns dem Widerstand gegen die Besatzer
anzuschließen und den gegen unser Land begangenen Verbrechen
entgegenzutreten.

Wir, linke und demokratische Parteien und
Kräfte, deren Persönlichkeiten und Positionen bereits die Ehre hatten,
einen Teil der Verteidigung des Vaterlandes 1982 und in den Jahren
danach zu bilden, erklären, daß wir wieder zur Waffe greifen. Wir rufen
die jungen Menschen unseres Landes auf, diese heroische Erfahrung
wieder aufzugreifen und sie zur Grundlage des Widerstandes zu machen.
Wir rufen sie auf, in ihren Dörfern und Städten zu bleiben, dem Feind
mit Waffen in der Hand zu begegnen, unsere Erde, unsere Souveränität
und unser Volk zu verteidigen.

Es ist ein historischer
Augenblick für uns. Unser Land und unser Volk werden siegen, und eine
Ära der Freiheit und der Einheit wird über unserem Land und unserer
arabischen Nation herrschen, nach Zerschlagung aller Aggressoren.

* Aus dem Französischen auf Grundlage eines Aufrufes auf der Website der Kommunistischen Partei des Libanon  
übersetzt von Julia Monossowa