Afghanistan: USA und NATO werden mit dem Schicksal der Sowjetunion konfrontiert

22.10.2009

Analyse von der  "Radikalen Linken Afghanistans", Oktober 2009

Acht Jahre sind seit der Aggression der US-geführten Imperialisten gegen Afghanistan vergangen, und doch ist es den Vereinigten Staaten und ihren westlichen Verbündeten in der NATO unmöglich, von einem Sieg in absehbarer Zeit zu sprechen. Es ist ihnen unmöglich, das Ergebnis des Krieges vorherzusagen. Folglich argumentieren die USA, es gäbe keine Notwendigkeit, einen Rückzugsplan für ihre Streitkräfte aus Afghanistan zu erstellen, während die Briten davon reden, ihre Soldaten für vierzig Jahre in Afghanistan zu stationieren. Dennoch haben einige Länder bereits ihre Pläne vorgestellt, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen.
Die USA und NATO sind bereit, zur Verheimlichung ihrer unausweichlichen Niederlage in Afghanistan all ihre Truppen und Macht zu nutzen. Ihre Versprechen vom „Wiederaufbau, Wiederherstellung von Frieden und Demokratie“ kann man getrost vergessen, sieht man sich nur ihre schwerwiegende Unterdrückung aller Bürgerlichen Rechte, internationalen Gesetze, Menschenrechte und der Genfer Konventionen in Bezug auf Krieg sowie den Umgang mit Gefangenen an.
Bombardierungen, Morde und Instabilität in Afghanistan sind die abscheulichen Ergebnisse des US/NATO-Krieges, folglich erreichen Armut, Arbeitslosigkeit und Kriminalität epochale Dimensionen. Die Arbeiter, Bauern und Beamten haben ihre Hoffnungen verloren und glauben an keine Verbesserung ihrer Lebensumstände unter der Besatzung und Anwesenheit imperialistischer Streitkräfte in Afghanistan.
 Die US-, NATO- und Koalitionskräfte sind, genauso wie das Marionettenregime von Kabul, statt für die Sicherheit der Menschen und des Landes zu sorgen, schon mit Herstellung ihrer eigenen Sicherheit hinter zahlreichen Mauern überfordert.
  Die Legitimität der Marionettenregimes und die Anwesenheit imperialistischer Truppen

Karzai selbst hat mehrmals gestanden, dass er durch seine ausländischen Freunde der Chef der Regierung geworden ist, die sie für ihn geschaffen hatten. Die US-Regierung wiederum legitimierte mit dem Ereignis des 11. September jede barbarische Aktion gegen die Afghanen um ihre globalen, strategischen Ziele zu erreichen.
 Die US-Regierung hat die westlichen Länder durch ihre wirtschaftliche und militärische Kraft dazu gebracht, dass sie ihr widerspruchslos folgen. Durch diese Machtverhältnisse wurden nicht nur NATO Mitglieder und große westliche und arabische Länder gezwungen, dem US-Diktat zu gehorchen, sondern auch die Vereinten Nationen als Organisation wurden zum Spielzeug, dass die Erlaubnis zu Aggression und Verletzung internationaler Gesetze erteilt.

Ende 2001 bekam die US-Regierung die Erlaubnis vom UN-Sicherheitsrat, Afghanistan – ohne das Selbstbestimmungsrecht der Afghanen zu achten – anzugreifen und das Taliban-Regime zu stürzen, dass von Pakistan und arabischen Länder mit voller Unterstützung der USA installiert worden war. Diese setzten nun ein neues Regime ein: Unter Karzais Führung finden sich fundamentalistische Kollaborateure, Warlords, die Opium- und Drogenmafia, Menschenrechtsverletzer und Kriegsverbrecher. Die imperialistischen, von den USA geführten Besatzer verbreiten unablässig ihre Propaganda und Lügenmärchen, die ihre militärische Präsenz als etwas unverzichtbares darstellen und erhielten im Gegenzug von Karzai die Legitimität und das Vertrauen seiner Marionettenregierung.

Die gegen säkulare und linke Ideen gerichtete neue Verfassung und das Abhalten ihrer Schein-Wahlen von Parlament und Präsident sind Beispiele dieser Versuche.
 Ein Punkt jedoch ist vollkommen klar: Afghanistan ist ein Land, dass vollkommen von imperialistischen Ländern abhängig ist. Wie also sollte es möglich sein, unter diesen Umständen von Freiheit und Unabhängigkeit zu sprechen und Vertrauen, Würde, Autorität und schließlich Legitimität vor den Menschen zu besitzen? Die Präsidentsschaftswahlen wurden von den USA/NATO gesponsert und die Kandidaten führten ihre Kampangnen in Washington und London, statt unter ihr Volk zu gehen. In der Folge waren die Wahlen ein derartiger Skandal, dass selbst ihre Befürworter nicht länger schweigen konnten. In einigen Provinzen gab es überhaupt keine Wahllokale und in anderen befanden sie sich nur in der Provinzstadt. Diese Fakten zeigen einen allgemeinen Legitimitätsmangel der Wahlen und der kommenden Regierung. Einer Regierung, die von den Menschen in den letzten acht Jahren als schwach, korrupt, mafiös und unfähig erlebt wurde.  Das Recht auf Leben, Freiheit, Sicherheit, Beschäftigung sind grundlegende Menschenrechte, in der Internationalen Menschenrechtserklärung und in der afghanischen Verfassung festgehalten, ein Bewohner Afghanistans jedoch findet sich entrechtet wieder – statt seiner Rechte werden ihm Tod und Mord, Krieg und Bombardierungen, kein Zugang zu medizinischer Versorgung, Armut, Gewalt, Geisteskrankheiten, Folter, Gefängnisse und Vertreibung garantiert.

Der Kampf für die Rechte, Freiheit und Unabhängigkeit sind ein legales und natürliches Recht für alle. Die Geschichte der Menschen Afghanistans ist voller Kämpfe gegen Invasoren und ihre Marionettenregime. Unter ihnen drei Kriege gegen Großbritannien vor 1919, der Krieg gegen die Sowjetunion 1979-1989 und nun seit 2002 der Widerstand gegen die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Verbündeten.
Anders als die USA und ihre Verbündeten es sich denken, ist ein Krieg in Afghanistan nicht so leicht mit barbarischen Morden, Truppenaufstockung und modernen Massenvernichtungswaffen zu gewinnen; im Gegenteil, der Widerstand gewinnt mit jedem Jahr an Stärke, nimmt immer mehr Züge eines breiten Volkswiderstandes an und erstreckt sich über große Teile des Landes.
Aufgrund der unvergleichlichen militärischen, finanziellen und bestens ausgestatteten Übermacht der US/NATO gegen den Volkswiderstand tritt dieser nicht offen zu Tage. Vielmehr setzt er sich auf verschiedenen Ebenen fort, abhängig von den verschiedenen Klassen der Gesellschaft wie Bauern, Arbeitern, Studenten, Lohnarbeiter und Kleinbürger.

Alle gegen die Besatzung gerichteten Kräfte außer den Taliban auszuschließen ist ein Versuch, den Charakter des Volkswiderstandes in Afghanistan zu verleumden und der US-amerikanischen barbarischen „Anti Terror“-Mission zu legitimieren. In Wahrheit gibt es neben den Taliban und der Islamischen Partei (Hizb e Islami) eine große Anzahl an früheren Kommandeuren islamischer Gruppen, Stammesverbänden, patriotischen, nationalistischen, demokratischen und linksrevolutionären Kämpfern, die ebenso den Widerstand gegen die Besatzung in Afghanistan führen.

Die Taliban sind wegen ihrer mittelalterlichen Ideologie und ihrer despotischen Herrschaft von 1996-2001 für die Menschen Afghanistans keine akzeptable Lösung für die Zukunft, und deshalb sollten die nationalistischen, patriotischen, demokratischen und linken Kräfte in Zukunft näher zusammenkommen und sich als Alternative für Afghanistans Zukunft darstellen.

Die verarmten Opfer täglicher Bombenangriffe in den Dörfern des Südens, Ostens, Westens und Nordens sind es, die ihre Lebensmittel und ihre Behausungen dem Widerstand anbieten und seine Kräfte unterstützen. Es sind die Studenten an den Universitäten, die Anti-US/NATO Demonstrationen in den Städten organisieren. Es sind Linke wie die Kommunistische (Maoistische) Partei Afghanistans, die Sozialistische Afghanische Vereinigung, die Radikale Linke Afghanistan, einige ALO und SAMA Gruppen, Paikar, Revolutionäre Organisation Afghanistan, Revolutionäre Radikale Jugendorganisation Afghanistan … die durch ihre Teilnahme am Widerstand gegen die Besatzung ihren Kampf gegen die imperialistischen Eindringlinge und ihre Marionetten in Kabul fortsetzen und wohl aus ebenjenem Grund nicht offen auftreten können.   Die Strategie des Rückzugs von Ländlichen Gebieten und Konzentration in den Städten

Als Folge ihrer hohen Verluste entschieden die USA, ihre Streitkräfte in den größeren Städten zu sammeln und aus den ländlichen Gebieten zurückzuziehen. Dies ist praktisch eine Bestätigung ihrer Niederlage in Afghanistan. Obwohl niemand die genauen Zahlen ihrer Truppen in dem Land kennt, werden sie weitere 40 000 Soldaten nach Afghanistan schicken um ihre barbarische Mission zu retten. Gleichzeitig fordern sie von den anderen NATO-Mitgliedern ständig, ebenfalls mehr Soldaten zu senden und mehr Verantwortung zu übernehmen. Ihre Entfernung aus den ländlichen Gebieten, wo die Mehrheit der Bevölkerung lebt, wird den Weg für die Opposition ebnen, die sodann mit voller Unterstützung der Dorfbewohner den Feind ebenfalls in den Städten angreifen und zum Rückzug zwingen wird.

 Widersprüche zwischen den USA und NATO Mitgliedern

Die überwiegende Mehrheit der europäischen Verbündeten und NATO-Mitglieder haben kein Interesse an dem Krieg in Afghanistan und können ihre Teilnahme an militärischen Operationen wie auch ihre Truppenpräsenz immer schwerer rechtfertigen.
Die USA haben bisher stets alle Probleme alleine lösen wollen; nun sind sie dazu nicht mehr in der Lage. Obama sagte vielfach dass der „Krieg gegen den Terrorismus“ eine globale Verantwortung darstellt die gemeinsam angenommen werden müsse. Diese Position trägt offensichtlich den Umständen Rechnung, dass die USA durch ihre Kriege in Irak und Afghanistan sowie weltweite Interventionen wirtschaftliche, militärische und finanzielle Probleme bekommen und ihre Autorität als Supermacht verloren gegangen ist.

Meinungsverschiedenheiten mit England gab es nicht nur im Afghanistankrieg, sondern auch im Irak. Die USA konnten die Briten vom Plündern des irakischen Öls fernhalten, die Briten jedoch wählten Helmand Provinz als Missionsort in Afghanistan und steigerten die Opiumproduktion um 80% verglichen mit der Taliban-Zeit. Sie verdienen unvorstellbare Summen am Drogenschmuggel aus Helmand.

Obgleich die US-Strategie darin besteht, die Kriegskosten und Verantwortung auf die NATO Mitgliedsstaaten und arabische Länder abzuwälzen, ernten sie selbst die Früchte. Als Folge der sich verschlechternden Sicherheitslage und der erstarkenden Widerstandsbewegung in Afghanistan sowohl als auch durch die Proteste und Kriegsablehnung der Europäer werden immer mehr Länder Rückzugspläne für ihre Soldaten beschließen – den Erwartungen der Vereinigten Staaten zuwider, die sich weitere Truppenaufstockungen erhoffen.

Darum wird der erstarkende Widerstand vom Osten zum Westen, vom Süden zum Norden die Besatzungsmächte in den Städten einzingeln und ein europäisches Land nach dem anderen wird gezwungen sein, seine Truppen aus Afghanistan abzuziehen.

Sowohl die hohen Kosten des Kriegs in Afghanistan als auch die Weltwirtschaftskrise brachten die Vereinigten Staaten dazu, ihre finanzielle und militärische Macht und schließlich ihre politische Autorität über NATO-Verbündete zu verlieren, was jenen helfen wird, unabhängiger und weiser ihre eigenen Interessen zu überdenken und ihren Weg von dem der USA zu trennen.

Der heldenhafte Volkswiderstand in Afghanistan wird die Geschichte wiederholen. Die Vereinigten Staaten und die NATO in Afghanistan werden vom Schicksal der Sowjetunion und WARSA ereilt werden. Die Niederlage der USA und NATO in Afghanistan wird ebenso sicher von ihrem Versagen in ihren Heimatländern begleitet sein wie es den Weg ebenen wird für den Sieg der linksradikalen Kräfte in der Welt um eine gerechte, zivilisierte Zukunft, frei von Krieg und Ausbeutung, zu erschaffen.

Hanifullah Hanif
Left Radical of Afghanistan (LRA)
Radikale Linke Afghanistans
13. Oktober 2009 – Afghanistan
lr_afg@yahoo.com übersetzt und leicht gekürzt von der Red.