Editorial
Die Anfang September 2001 erfolgten Angriffe auf die Machtzentren der USA, das World Trade Center und das Pentagon, bei denen Tausende ihr Leben ließen, haben in den letzten Wochen die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich gezogen. Der verständlichen Trauer um die Opfer, der wir uns anschließen, steht jedoch in weiten Teilen der westlichen Welt ein Unwillen oder Unvermögen gegenüber, nach den tieferen Gründen dieser Ereignisse zu suchen. Eine tatsächlich unvoreingenommene Analyse könnte nämlich nicht umhin, die Verantwortung letztlich in der aggressiven und unterdrückerischen Außenpolitik des Westens zu sehen.
Seit Jahrzehnten saugt der Westen unter der Führung der USA die Länder der “Dritten Welt” bis auf den letzten Blutstropfen aus. Jeder Widerstand, jede Rebellion wird mit aller Gewalt niedergeschlagen. Die Nato-Aggression gegen Jugoslawien war das letzte Beispiel in einer langen Reihe von Verbrechen. Im Irak schreckte der Westen nicht einmal vor dem Völkermord zurück. Eineinhalb Millionen Menschen gingen am Krieg und am Embargo des Westens unschuldig zu Grunde, ganz zu schweigen von den Zehntausenden Kindern, die täglich an Hunger als Folge des globalen Kapitalismus sterben müssen – doch weder Politiker noch Medien vergießen eine einzige Träne für sie.
Es braucht sich also niemand zu wundern, wenn die elenden und entrechteten Milliardenmassen vom Angriff auf die Symbole der imperialen Macht hellauf begeistert sind. Für sie ist es ein Kampf Arm gegen Reich. Haben sie damit so Unrecht? Viele der Opfer in New York waren unschuldig und wir trauern um sie. Im Kampf Arm gegen Reich stehen wir jedoch immer auf der Seite der Armen.
Der verwundete und gedemütigte Tyrann will sich nun bitter rächen. Mit den extremsten Formen staatlichen Terrorismus (des feigen Bombenterrors von der Luft aus) werden ein vielfaches an Unschuldigen ihr Leben lassen müssen.
Die wahren Verbrecher sind die Weltenlenker des Westens, die die extreme globale Ungleichheit, das Elend für die Mehrheit der Menschheit, weiter verschärfen. Die wahren Terroristen sind die Nato-Staaten, die den globalen Kapitalismus mit Bomben und Granaten aufrechterhalten. Wer wirklich den Frieden will, muss gegen den Imperialismus kämpfen.
Gemeinsam mit den Verdammten dieser Erde gegen das Imperium!
Für die entstehende Friedensbewegung schlagen wir folgende Ausrichtung vor:
Stoppt den drohenden neokolonialen Krieg von USA und NATO – Für einen Frieden mit sozialer Gerechtigkeit!
Schluss mit der Globalisierung, der Diktatur der Reichen über die Armen!
Nieder mit der medial inszenierten “Sicherheits”hysterie – nein zu Entdemokratisierung, Polizeistaat und neuem Totalitarismus!
Nein zur imperialen Weltordnung – kein Beitritt Österreichs zu NATO oder EU-Armee!
Keine forcierte Militarisierung, keine neuen Abfangjäger!
Für den Erhalt der Neutralität!
Wien, 21. September 2001