Die rassistischen Warnungen der „Internationalen Gesellschaft fürDie rassistischen Warnungen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte – Sektion Österreich“
Katharina Grieb darf sich „Präsidentin“ nennen, wenn auch nur „Präsidentin der Österreichischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte“. Aber immerhin berechtigt sie diese Funktion, vor die Presse zu treten, um die neueste Kampagne ihrer Gesellschaft vorzustellen, einer Gesellschaft, die ein klares Bekenntnis „für“ die Menschenrechte im Namen trägt und dieses Bekenntnis umwandelt in die bekannte antifaschistische Parole: „Wehret den Anfängen!“(1). Seltsam nur, dass diese Anfänge nicht in den Menschenrechtsverletzungen und der zunehmend faschistoiden Politik der USA gesucht werden und auch nicht im rassistischen Vorgehen der Polizei hierzulande, sondern im Islam. Dementsprechend heißt die vorgestellte Broschüre denn auch: „Menschenrechte und Islam – Eine (un)mögliche Verbindung?“.
Das ist zwar seltsam, aber keineswegs verwunderlich, entspricht diese Sichtweise doch einer allgemeinen Tendenz, die man als „Humanfaschismus“ bezeichnen könnte. Mit einem Mix aus entkonkretisierten „Antifaschismen“, westlich-heuchlerischem Gutmenschentum christlichen Anstrichs, einer gehörigen Portion zivilisatorischer Militanz und der Überzeugung dem besten und freiesten aller Kulturkreise anzugehören wird der Gedanken der Menschenrechte für alle usurpiert, um damit das politische System der „freiheitlichen“ Demokratie US-amerikanischen Zuschnitts zu panzern und zu legitimieren. Clinton und Deutschland haben Jugoslawien fertiggemacht, um dem „Schlächter am Balkan“ den Kopf abzuschlagen. Die Amerikaner haben Kabul niedergebombt, um den afghanischen Frauen die Burka vom Schädel zu reißen. Und der Krieg gegen den Irak ist ja eigentlich nur ein Krieg gegen Saddam Hussein gewesen, diesen „Hitler der arabischen Welt“. Diese Legitimationsstrategie mit der damit einhergehenden verqueren Art die Welt zu betrachten, macht natürlich auch vor Österreich nicht halt.
„Unser Kulturkreis ist ehrlich bedroht“, verkündet Frau Grieb. Die Islamisten stellten eine weltweite Bedrohung dar, auch Europa bleibe nicht verschont, denn es hätte sich ein entsprechendes Netzwerk gebildet. Das müsse ehrlich ausgesprochen werden. „Nicht jeder Moslem ist eine Gefahr für uns“, führt sie weiter aus. „Gefährlich sind aber fundamentalistische und fanatisierte Bewegungen.“ So wie man gegen die Inquisition sei, so müsse man auch gegen die fundamentalistischen Strömungen anderer Religionen auftreten. Religionsfreiheit, dazu bekenne sie sich, aber im Fundamentalismus, da verwischten sich die Grenzen von Religion und Politik total. „Religionsfreiheit ja – Terrorismus nein“.(2)
In einer Broschüre „Menschenrechte und Islam – Eine (un)mögliche Verbindung?“ stellt die IGFM Österreich den europäischen Grundrechten Zitate aus dem Koran gegenüber.
In dieser trüben Melange wird der Bodensatz sichtbar. Dem christlichen „wir“ steht ein moslemisches „sie“ gegenüber. Abgesehen davon weisen diese Worte eine unverträgliche Durchmischung und sträfliche Vereinfachung aus. Der Epoche des Mittelalters und seiner Inquisition der Macht entspricht da der heutige islamische Fundamentalismus. Stecken die Islamisten, die im Übrigen völlig zu Unrecht nicht von den Fundamentalisten unterschieden werden, stecken Islamischer Dschihad und Hamas und Teile des irakischen Widerstandes im Mittelalter fest? Grieb meint: „Ja“, insbesondere wenn sie durch die Gegenüberstellung von Koranstellen und dem durch und durch politischen europäischen Grundrecht ihre Aussage über manche Moslems, die keine Bedrohung seien, konterkariert und so etwas wie einen organischen Fundamentalismus im Koran unterstellt, der hinwiederum auf den Islam abfärben muss, folgt man dem mörderischen Zirkelschluss der Frau Grieb. Und tatsächlich, nach der politischen Einführung über die Bedrohung unseres Kulturkreises (Vorsicht Frau Grieb: Christlicher Fundamentalismus, da verschwimmt die Grenze zwischen Religion und Politik total!), wendet sie sich den Zwangsehen und Zwangsbeschneidungen moslemischer Frauen in der Welt und in Österreich zu. Die Kombination macht die Musik und hier wird das Leid vieler Frauen dazu benützt, dem Islam auf rassistische Weise nicht nur Bedrohung „unseres“ Kulturkreises und die Tendenz zum Terrorismus, sondern auch eine „moralische Minderwertigkeit“ nachzusagen und zur Untermauerung der eigenen politischen Vorstellungen zu nutzen. Interessant, dass Katharina Grieb einer von Zwangsverheiratung betroffenen Gymnasiastin, die sich hilfesuchend an sie gewandt hatte, nur zu sagen wusste: „Ich kann dir nicht helfen.“ Da hätte das Mädchen sich wohl erst vorher „integrieren“ müssen, was, laut Grieb, in Österreich jeder könne, der das wolle. Allerdings, so Grieb weiter, ein „großes Problem für beide Seiten“ sei, dass auf Seiten der Betroffenen „zu wenig Willen zur Integration“(3) vorhanden sei.
Und so verdanken wir „der Präsidentin“ eine aufschlussreiche Definition des Islamismus: „Dieser ist fundamentalistisch, bedroht unseren Kulturkreis und bildet chronisch terroristische Netzwerke, um überall auf der Welt wie im finsteren Mittelalter Mädchen beschneiden und zwangsverheiraten zu können, die nicht genug Willen zur Integration aufbringen würden, dass ihnen geholfen werden könne.“ Ein Islam ohne Werte also, eine Art Schimmelflechte. Welches sind dann „gute, integrationswillige Moslems“? Jene, die zum Christentum konvertieren?
„Wir kämpfen für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in der ganzen Welt“, so verkündet es die homepage der IGFM, die sich 1972 gründete und darüber rückblickend meint: „Für Vietnam demonstrierten in diesen Tagen viele. Aber für die tausenden politischen Gefangenen in den sowjetischen Straflagern, die sterbenden Flüchtlinge an der deutsch-deutschen Grenze, die Verfolgten in Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei und in anderen Staaten, die sich zu Europa zählten, demonstrierte keiner.“(4) Entsprechend einseitig auch der Blickwinkel: Von den arabischen Ländern und grausamen Steinigungen, dem Recht auf Konversion zum Christentum und die Freiheit Europas ist die Rede, von gepeinigten Menschenrechten auf Kuba, in China, Vietnam und im Iran sowie überhaupt im „islamischen Raum“. Groß prangt das Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit auf der homepage der IGFM. Aber welche Gewaltlosigkeit ist gemeint? Die Gewaltlosigkeit, die das Tragen des Kopftuches in Schulen verbietet, wo aber Nonnen in Ordenstracht unterrichten dürfen? Die Gewaltlosigkeit, mit der Europa durch ein Embargo den Genozid an Hunderttausenden Kindern mitverursacht? Die Gewaltlosigkeit, mit der die Polizei im Namen europäischer Grundrechte die Wohnungen muslimischer Menschen aufbricht und durchsucht, die Gewaltlosigkeit der alltäglichen Schikanen gegen Moslems auf den Straßen, durch Staat und Polizei zum „Schutz unseres Kulturkreises“? All dem und noch sehr viel mehr redet der christliche Fundamentalismus einer Frau Grieb und einer IGFM unter dem Feigenblatt der Menschenrechte das Wort. Oder: Es sind nicht immer Menschenrechte drin, wo Menschenrechte draufsteht.
(1) Zit.nach APA Meldung 354 vom 9.12.2003
(2) Zit.nach ebda.
(3) Zit.nach ebda.
(4) http://www.igfm.de/