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Offener Brief an die Medien

10. Dezember 2004

von Mohammed Abu Dhess

Folgender Brief erreichte die Intifada-Redaktion aus einem deutschen Gefängnis. Sein Verfasser ist Palästinenser und befindet sich seit mehr als zwei Jahren aufgrund einer unbewiesenen Terrorismusanklage in Isolationshaft. Wir rufen alle demokratisch gesinnten Menschen dazu auf, Mohammeds Fall bekannt zu machen und ihm selbst Solidarität auszudrücken.

Offener Brief an die Medien

Mein Name ist Mohammed Abu Dhess. Seit zweieinhalb Jahren bin ich nun schon in Isolationshaft wegen angeblicher Bildung einer terroristischen Vereinigung. Einziger Beweis für meine Anklage sind die Aussagen eines Phantasten, der von sich behauptet, dass er einmal der Leibwächter Osama Bin Ladens gewesen wäre. Wer diese Person sieht, begreift sowohl an seinem Auftreten und seinen Ausführungen, dass er einen phantastischen Märchenerzähler vor sich hat, dem jeden Tag neuen noch unwahrscheinlichere Geschichten einfallen.

In einer völlig übersteigerten Terroristenhysterie stacheln sich die Medien und Justiz immer mehr zu einer undifferenzierten Akzeptanz dieser Märchen auf. Begierig wird jedes Wort ohne Prüfung als Beweis aufgegriffen und in wilden Spekulationen weiter gesponnen. Allein meine Person betreffend avancierte ich in den Medien bereist zur angeblich “rechten Hand Zarkawis”, dessen Namen und Gesicht mir ebenfalls nur aus den Medien bekannt ist, dessen Ziele ich noch nicht einmal kenne. Ich hatte weder jemals Kontakt zu diesem Zarkawi noch zu der Gruppe um ihn. Nur was nützt mir jeder Widerspruch gegen die wilden Geschichten eines angeblichen “Leibwächter und Freundes” Osama Bin Ladens!

Das einzige, das man mir wirklich vorwerfen kann, ist, dass ich Araber und Muslim bin. Aus diesem Grund schreibe ich einen offenen Brief and die hoffentlich noch vorhandenen Vertreter eines liberalen Journalismus, nicht nur um sie auf meine unerträgliche persönliche Lage hinzuweisen, sonder vor allem aus Sorge, dass diese tendenziöse und spekulative Berichterstattung eine gnadenlose Hatz auf alle Muslime einleitet und den Graben zwischen unseren Kulturen noch weiter vertieft. Ein solcher Journalismus arbeitet Hand in Hand mit jenen, die Gewalt und Tod verbreiten.

Lassen Sie das nicht zu!

Mohammed Abu Dhess
JVA
Rochusstraße 350
50827 Köln

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