Bemerkungen zur Bewegung FfF und der Kimadebatte

14.10.2019
Von Rainer Brunath
Kommenter zu Fridays for Future-Bewegung

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In ihnen, den Bewegungen, drückt sich eine Massenstimmung der Kritik aus, die an das aktuelle Wirtschaftsmodell gerichtet ist, einer exzessiv auf Wachstum orientierten Produktion an Waren, die nur mit Raubbau an der Natur zu haben ist. Da diese Kritik nur die halbe Miete ist, sich nur mit der konkreten Fehlentwicklung befasst und damit an dem Punkt halt macht, an dem man sich fragen muss: „und was kommt danach? Werden wir danach nicht wiederum mit, dieses Mal anderen „Schlechtigkeiten“ konfrontiert, die ebenfalls nur mit Initiativ-Bewegungen der Massen beseitigt werden müssen?“ Als Beispiel sei nur die unendliche Kette von Lebensmittelskandalen hervorgehoben.

Man kann in der Konsequenz dieses Ansatzes erkennen, dass die oben bezeichneten aktuellen Initiativen politisch unterentwickelt sind. Sie greifen zu kurz. Das kann man auch daran erkennen, dass ihre Kritik mühelos auf die Mühlen des Systems zurückgebogen wird, von Medien und Politik. Dass sich Politiker, also das Personal der Wirtschaftseliten, sich z.B. positiv auf „Fridays for Future“ beziehen, legt davon Zeugnis ab.

Greta Thunberg ist eigentlich eine tragische Figur. Ihr Aufschrei, für sie vom immenser Bedeutung, wird zur Mobilisierung missbraucht, wird missbraucht, aus ihr eine solche mediale Über-Figur zu schaffen, die von den Schülermassen akzeptiert wird. Und sie merkt dabei nicht, dass es in Wirklichkeit darum geht, jedes oppositionelle Potential auszutreiben, jede Frage nach einem Systemwechsel, jede Kritik am Kapitalismus zu unterdrücken. Sie kennt vielleicht nicht einmal diesen Zusammenhang, denn ihre Äußerungen vor der UNO, in denen sie Bezug auf die Klimatologen nimmt, lassen diesen Schluss zu. Ein aufschlussreicher Presseartikel gibt ebenfalls die Richtung vor: In dem Zeit-Artikel „Aufstand mit Anstand“ von Ursula März, vom 30.9.2019 schreibt die Autorin u.a.: „Bei allem Staunen über die Karriere von Fridays for Future und Greta Thunberg ist der vielleicht erstaunlichste Aspekt des neuesten Jugendprotests etwas aus den Augen geraten: die geradezu klassensprecherhafte Wohlerzogenheit der Protestler, denen am vergangenen Freitag allein in Deutschland Hunderttausende auf die Straße folgten. Ob es sich um klarsichtige Realisten oder um kapitalismusverträgliche Idealisten handelt, um "naseweise Kinder", wie die FAZ jüngst kommentierte, oder um Helden der Zukunftsverantwortung, darüber gehen die Meinungen auseinander. Ob der Klimawandel nur als Alibi dient, um freitags blauzumachen, oder die drohende Apokalypse des Planeten das Verabsäumen von Unterricht mehr als rechtfertigt, auch das ließe sich diskutieren.“   

Und weiter unten eine Überschrift:  „Die Jugendlichen werden nicht gefürchtet. Sie werden überall empfangen und bejubelt.“ Da kann man nur feststellen: Wer vom Feind gelobt wird, hat was falsch gemacht.

Es ist also ein oberflächlicher, vordergründiger Ansatz, den die die FfF-Bewegung angenommen hat. Sicher haben die Klimaforscher Recht, aber aus deren Munde kommen keine Forderungen – außer, es sind unverbindliche Empfehlungen an die Herrschenden. Und das ist zu wenig, denn die Wissenschaftler werden vom System – von den Herrschenden bezahlt. Und nach dem Motto, wessen Brot ich esse, der ist mein Herr, kann man ihnen getrost unterstellen, dass sie ihre Wissenschaft zu einem Herrschaftsinstrument machen lassen. Ja, Wissenschaft ist ein Herrschaftsinstrument. Beispiel der Bau und der Abwurf der Atombombe über Hiroschima und Nagasaki. Oder der Bau der Atomkraftwerke, was ungeheuer viel Gehirnschmalz der damit befassten Wissenschaftler verbraucht hat. Das erkannt, soll man glauben, dass die damit befassten Wissenschaftler nichts über die kommenden Probleme bezüglich der Entsorgung des atomaren Abfalls vorausgesehen haben? Undenkbar. Die damit befassten Wissenschaftler haben sich kaufen lassen, vielleicht haben sie sogar geglaubt, dass sie zur Wirtschaftselite gehören und haben freiwillig Drecksarbeit gemacht. Das wäre sogar ideal für die Herrschenden gewesen.

Dennoch, man darf Wissenschaft nicht negieren, denn sie muss es geben, weil nicht jeder Meteorologe oder Klimatologe sein kann. Ebenso wäre es falsch, wissenschaftlich begründete Meinungen ausschließen, die Kritik am gegenwärtigen Wissenschaftsmainstream üben, denn diese Kritik geht über das „Normalmaß“ hinaus, weil sie dialektisch auch das bestehende Wirtschaftsmodel, den Kapitalismus mit einbezieht.

Mit Blick auf die FfF bekommt man im Hinterkopf den Eindruck, dass diese Bewegung sich nur an die Wissenschaftler klammert, ohne damit eigenes Profil zu entwickeln. Und das ist gefährlich, denn damit wird sie hineingezogen in das herrschende Wirtschaftsmodell, das eben schuld ist an den Auswirkungen, die die FfF kritisiert. Und eben dieses Hineinsinken in die herrschende Doktrin führt zu Stimmungen von „Weltuntergang & Katastrophismus“, die absolut fehl am Platze sind. Der Mensch als ein Geschöpf der Natur mit einer Geschichte von hunderttausenden von Jahren, hat in seiner Entwicklung immer wieder Anpassungen an veränderte Klimabedingungen durchgemacht. Er würde nicht, jedenfalls nicht so schnell, aussterben. Der Zweck der Assimilation der FfF durch das System - und aller anderen Bewegungen, die nicht die Herrschaftsfrage stellen – ist die Überkleisterung der sozialen Frage, ist die Frage, der Macht, der Interessen und der damit verbundenen Politik.

Moral der Angelegenheit: Trotz, oder besser wegen der Kritik an der politisch unterentwickelten Konzeption der FfF müssen (von allen gesellschaftswissenschaftlichen Instituten, Verbänden, linken Medien, linken Parteien, sozial eingestellten Einzelpersonen) Stellungnahmen in den FfF hinein verbreitet werden, die einerseits das wertvolle Engagement der jungen Menschen unterstreichen, die aber andererseits versuchen, den Blick der FfF auf soziale Fragen, die mit dem Klimawandel zusammenhängen, zu richteten. So könnte dort mit der Erkenntnis, dass die Hauptleidtragenden des Klimawandels die armen Bevölkerungen an der Peripherie der Welt sind, das Verständnis in der FfF wachsen, dass eine Verbesserung der Lebenssituation jener Armen nicht ohne eine Änderung des aktuellen neoliberalen Wirtschaftsmodells möglich sein wird.

Gleiches gälte auch für die Entwicklung eines dichten und funktionierenden öffentlichen Nahverkehrs, der auch ländliche Gebiete an die Zentren anbindet wie auch einen alle menschlichen Lebensbereiche (dazu zählt auch die Produktion, speziell jene der Energieerzeugung) umfassenden Umweltschutzes und der sozial verträglichen Umwidmung bisheriger umweltschädlicher Industrien. Über diesen Weg sollte die Klimadebatte überführt werden können in eine Debatte über gesamtgesellschaftliche Programme.